Das Forschungsprofil der PHB

Die Psychologische Hochschule Berlin verfügt über eine breite, national und international sichtbare Forschungskompetenz. Im Sinne der Einheit von Lehre und Forschung umfasst die Forschungstätigkeit an der PHB mit entsprechenden Publikations- und Drittmittelaktivitäten alle Bereiche des Psychologiestudiums durch die Professuren mit den jeweiligen Denominationen.

Da wissenschaftliche Exzellenz, nach der Hochschulen naturgemäß streben, allerdings nie flächendeckend realisiert werden kann, entwickelt die PHB ihre Identität bzw. ihr Profil in ausgewählten, fokussierten Bereichen, um nachhaltige Prioritäten zu setzen und Ressourcen zu bündeln. Diese Profilbereiche sind:

  1. Psychotherapieforschung und Psychotherapieausbildungsforschung
  2. Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft
  3. Diagnostik und Persönlichkeit
  4. Rechtspsychologische Begutachtung und Kriminalprävention

Im Folgenden finden Sie spezifische Ausführungen zu den vier Profilbereichen – weitere psychologische Forschungen aus unseren Professuren sind auf den Seiten der Arbeitsgruppen zu finden.

Psychotherapieforschung und Psychotherapieausbildungsforschung

Die PHB verfolgt seit ihrem Bestehen im psychotherapeutischen Feld verfahrensspezifische und verfahrensübergreifende bzw. integrative Ansätze und Konzepte. Sie sieht dabei eine Stärke auch in der engen Verbindung von Wissenschaft und Praxis (sowohl hinsichtlich psychotherapeutischer Behandlung als auch psychotherapeutischer Lehre und Ausbildung).

In diesem Profilbereich befassen wir uns mit

  • der Entwicklung und Evaluation verbesserter Interventionsprinzipien – hierzu gehören neben der Forschung zu Erfolg und Misserfolg in der Psychotherapie auch Forschung zu Online- und Blended-care-Ansätzen und transkultureller Therapie; neben den aktuellen verfahrensbezogenen Schwerpunkten im Erwachsenenalter (Verhaltenstherapie, Übertragungsfokussierte Psychotherapie) wird mit der Einrichtung der Professur zu Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie die Lebensspannenperspektive erweitert.
  • Veränderungsmechanismen in Psychotherapieprozessen – hierzu gehören Prädiktoren, Mediatoren und Moderatoren von Therapieergebnissen, Charakterisierung des Therapieprozesses, die therapeutischen Beziehung, Merkmale von Therapeut:innen, herausfordernde Therapiesituationen (Alliance Ruptures) und Fragen der Psychotherapie-Integration.
  • der Kompetenzentwicklung von Therapeut:innen und der Verbesserung und Evaluation von Ausbildungskonzepten – hierzu gehören Trainingskonzepte zur Verbesserung von Fähigkeiten im Umgang mit Alliance Ruptures, Verfahren zum Messen interpersoneller Fähigkeiten von Psychotherapeut:innen, Analysen der Beiträge von Therapeut:innen im Kontext von Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung.

FOR 5187: Personalisierte Psychotherapie für Patient:innen mit fehlendem Behandlungserfolg: Mechanismen, prädiktive Marker und klinische Anwendung

IREACH : Wirksamkeit einer transdiagnostischen Therapie im onlinebasierten versus face-to-face Setting für arabisch- und farsisprachige geflüchtete Menschen

PsyTOM – Erhöhung der Effektivität ambulanter Richtlinien-Psychotherapie durch Blended-Care mit transdiagnostischen Online-Modulen

Identifizierung förderlicher und hemmender Faktoren für die Behandlungsaufnahme bei Patientinnen mit Anorexia nervosa: Ein Weg zur wirksamen Sekundärprävention und Prognoseverbesserung

Allianzfokussiertes Training (AFT) als integratives Konzept zur Verbesserung des therapeutischen Umgangs mit Spannungen und Krisen („Alliance ruptures“) in der Therapiebeziehung

Doing rupture. Eine multimethodale Beschreibung der intersubjektiven Dynamik von Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung

What makes a good therapist? Therapeuteneffekte, interpersonelle Fähigkeiten von TherapeutInnen, therapeutische Kompetenz

Chancen und Sackgassen – Interpersonelle Fähigkeiten von Therapeuten und psychodynamische Techniken in Therapiesitzungen mit gelösten und ungelösten Spannungen und Krisen

Talking cure – Wie hilft das Miteinander-Reden in der Psychotherapie und in Selbsterfahrungen?

Veränderung von Persönlichkeitsfunktionsniveaus (SCID-5-AMPD-I) in ambulanten und stationären Behandlungen

„Gemeinsam Stark!“: Ein Gruppenangebot für geflüchtete Familien mit Säuglingen und Kleinkindern

Verstehensprozesse in Fallbesprechungen in der stationären Psychotherapie

Multidisziplinäre stationäre Rehabilitation von Long-COVID-Patienten: Effektivität neuer Behandlungskonzepte

Working Models of Psychotherapy (WoMo): An explorative study to operationalize conceptual skills across different therapeutic orientations

Psychotherapie-Integration als Herausforderung für Forschung und Praxis

Online-Selbsthilfe für Ängste: ein Projekt mit der Deutschen Angsthilfe

Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft

Im weiten Feld des Erlebens und Verhaltens setzt die PHB in ihrer Forschung Schwerpunkte im Bereich der Gesundheit – auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene. Der Forschungsbereich bezieht sich auf individueller Ebene auf kognitiv-affektive und entwicklungsbezogene Determinanten sowie psychopathologischen Prozessen in der Grundlagenforschung bis hin zu gesellschaftlichen Diskursen und Trends.

In diesem Profilbereich befassen wir uns mit

  • der Häufigkeit, den Determinanten und der Versorgung psychischer Störungen in der Allgemeinbevölkerung – hierzu gehören neben Epidemiologie und Versorgungsforschung auch Fragestellungen zu gesellschaftlichen Wahrnehmungen und Einstellungen zur psychischen Gesundheit.
  • psychischen Aspekten bei körperlichen Erkrankungen (Verhaltensmedizin und Psychosomatik) – hierzu gehören auch Symptomwahrnehmung und Symptommanagement bei chronischen Erkrankungen.
  • der Gestaltung gesundheitserhaltenden und gesundheitsfördernden Arbeitswelten (Occupational Health Psychology und Zukunft der Arbeit) – hierzu gehören auch die Grundlagen menschlichen Verhaltens und Erlebens im sozialen Kontext.

Diagnostik und Persönlichkeit

Im diagnostischen Forschungsschwerpunkt der PHB widmen wir uns Fragestellungen im Kontext der klinisch-psychologischen Interventionsforschung, der Verhaltensmedizin sowie allgemeinen methodischen Aspekten. Der Fokus liegt auf Persönlichkeitseigenschaften und Persönlichkeitsfunktionen. Es werden hierbei sowohl quantitative als auch qualitative Ansätze (verfahrensspezifisch als auch verfahrensübergreifend) verfolgt.

In diesem Profilbereich befassen wir uns mit

  • neueren klinisch-diagnostischen Ansätzen, die sich nicht ausschließlich auf klassische klassifikatorische Störungskategorien beschränken, sondern verstärkt einen symptomorientierten oder dimensionalen Zugang verfolgen – hiermit soll nicht zuletzt auch die angewandte diagnostische Praxis in der klinischen Psychologie optimiert und damit die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit psychischen Störungen oder chronischen körperlichen Erkrankungen verbessert werden. 
  • der Entwicklung krankheitsspezifischer Messbatterien zur Erfassung psychischer Komorbiditäten bei chronischen körperlichen Erkrankungen – hierzu gehören Aspekte der Krankheitswahrnehmung und Stile der Krankheitsverarbeitung.
  • allgemeinen methodischen Aspekten der Diagnostik – hierzu gehört auch die Überprüfung von Heterogenität und Publikationsbias in Metaanalysen.

Rechtspsychologische Begutachtung und Kriminalprävention

Die PHB ist ein national und international sichtbarer Standort rechtspsychologischer Forschung. Wir konzentrieren uns dabei zum einen auf Methoden zur Verbesserung der Qualität forensisch-psychologischer Begutachtungen, zum anderen auf Möglichkeiten, Warnsignale für gefährliches Verhalten zu identifizieren, um präventiv reagieren zu können.

In diesem Profilbereich befassen wir uns mit

  • der Weiterentwicklung von Methoden zur Unterscheidung zwischen erlebnisbasierten und nicht erlebnisbasierten Aussagen sowie mit dem Befragungsverhalten und -techniken und deren Einfluss auf Zeugen- und Beschuldigtenaussagen (Schwerpunkt “Aussagepsychologischen Forschung”).
  • der (Weiter-) Entwicklung diagnostischer Ansätze für die psychologische Begutachtung im Familienrecht, wobei Methoden zur Prognose kindeswohlgefährdenden Elternverhaltens besondere Beachtung finden (Schwerpunkt “Familienrechtspsychologische Forschung”).
  • Gefährdungsanalysen sowie Forschung zu Risiko- und Schutzfaktoren für aggressives und kriminelles Verhalten – hierzu zählen auch aggressive Fantasien als Risikofaktoren für entsprechendes Verhalten im Jugend- und Erwachsenenalter, Warnsignale für Tötungsdelikte in Partnerschaft und Familie sowie für Radikalisierung und Terrorismus.

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