„Impfneid“: Neue Studie um Prof. Rentzsch untersucht Neiderfahrungen im Kontext von Covid-19

Prof. Katrin Rentzsch

Neid auf bereits geimpfte Menschen ist ein Phänomen, das im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie neu entstanden ist und in der Öffentlichkeit stark diskutiert wird. Wie verbreitet ist dieses Phänomen und womit hängt es zusammen? Diese Fragen untersucht die Forschungsgruppe um Prof. Katrin Rentzsch in ihrer aktuellen Studie „Impfneid in Zeiten von Covid-19“, bei der bereits erste Ergebnisse vorliegen.

 

Seit Jahren befassen sich Prof. Dr. Katrin Rentzsch und ihre Doktorandin Elina Erz wissenschaftlich mit dem Thema Neid. Dabei untersuchen sie, warum sich Menschen im Neiderleben unterscheiden. „Diese Fragen wollen wir nun auch in die Erforschung von Impfneid einbringen“, so Prof. Rentzsch. „Mit unserer Studie wollen wir einen wissenschaftlichen Beitrag zur aktuellen Impfneiddebatte leisten. Zurzeit wird viel Spekulation betrieben, wenn es um Impfneid geht, und es liegen kaum Erkenntnisse über die tatsächlichen Erfahrungen von Menschen vor. Wir glauben, dass die Ergebnisse unserer Untersuchungen die aktuelle Debatte an dieser Stelle bereichern werden.“

 

Für ihre Studie „Impfneid in Zeiten von Covid-19“ untersuchen die Forscherinnen mithilfe von Onlineumfragen die Einstellungen und Wahrnehmungen von geimpften und ungeimpften Personen. 1175 Personen zwischen 18 und 88 Jahren nahmen bereits an der ersten Befragung im Mai teil. Um zu untersuchen, wie sich Impfneid mit zunehmendem Fortschritt der Impfkampagne entwickelt, ist außerdem eine zweite Befragung in einigen Monaten geplant.

 

In der Befragung zeigte sich, dass Impfneid für viele Menschen ein Thema ist: Fast die Hälfte der Ungeimpften berichtete, manchmal bis sehr oft Impfneid zu erleben. Interessanterweise hing Impfneid dabei kaum mit objektiven Faktoren wie Covid-Erkrankungen im Umfeld und finanziellen Einbußen durch Corona zusammen. Auch die politische Einstellung der Personen spielte keine Rolle für das Erleben von Impfneid. Stattdessen ging Impfneid mit Sorgen um die eigene Gesundheit oder die Gesundheit anderer, einem subjektiven Bedrohungsgefühl und der Bewertung der Situation als ungerecht einher.

 

Die Wissenschaftlerinnen gehen darüber hinaus davon aus, dass Unterschiede im Impfneiderleben mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zusammenhängen. So unterscheiden sich Menschen etwa darin, wie sensibel sie darauf reagieren, ungerecht behandelt zu werden, oder in ihrer Neigung, sich mit anderen Menschen zu vergleichen. Erste Ergebnisse zeigen, dass eine stärkere Ausprägung in diesen Neigungen mit Impfneid in Zusammenhang steht.

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Selbstregulation als psychische Ressource: Neues DFG-Projekt in Kooperation mit der Universität Potsdam und der International Psychoanalytic University

Prof. Dr. Rebecca Bondü

Selbstregulation ist die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle und Verhalten so an die Anforderungen unterschiedlicher Situationen anzupassen, dass eigene Ziele erfolgreich verfolgt werden können. Sie gilt als wichtige Ressource für eine gesunde psychische und soziale Entwicklung. Forschung zu diesem Thema hat sich bisher jedoch vor allem auf Kinder konzentriert – über die Bedeutung und Entwicklung von Selbstregulation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist dagegen wenig bekannt. In einem neuen Kooperationsprojekt wird sich eine Forschungsgruppe aus WissenschaftlerInnen der PHB, der Universität Potsdam und der International Psychoanalytic University nun diesem Thema widmen.

 

Das Projekt ist in der ersten von zwei möglichen Förderperioden auf drei Jahre angelegt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Unter dem Titel „Selbstregulation als Ressource in der Bewältigung von Entwicklungsanforderungen – eine prospektive Analyse von der mittleren Kindheit bis zur Adoleszenz“ werden die beteiligten WissenschaftlerInnen untersuchen, welche Bedeutung Selbstregulation vom Kindes- bis zum frühen Erwachsenenalters zukommt und wie sie die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen beeinflussen kann. An der PHB wird die Forschungsgruppe im Fachbereich Entwicklungs-, Pädagogische und Familienpsychologie durch zwei Teilprojekte vertreten sein. Unter Leitung von Prof. Dr. Rebecca Bondü wird dabei vor allem untersucht werden, inwiefern Selbstregulationskompetenzen die Entstehung pro- oder antisozialen Verhaltens beeinflussen.

 

Die Forschungen des Kooperationsprojektes bauen auf früheren Erhebungen mit Kindern im mittleren Kindesalter auf und sind als Längsschnittstudie angelegt. Die WissenschaftlerInnen erhoffen sich dadurch neue Erkenntnisse über die langfristige Entwicklung, Wirkung und Bedeutung von Selbstregulationskompetenzen. „Selbstregulationskompetenzen beeinflussen ein Leben lang unser gesamtes Erleben und Verhalten in alltäglichen und herausfordernden Situationen. Daher ist es wichtig, sie und ihre langfristigen Wirkungen besser zu verstehen“, so Prof. Dr. Rebecca Bondü.

 

Das Projekt ist eine Gemeinschaftsprojekt der Psychologischen Hochschule Berlin, der Universität Potsdam und der International Psychoanalytic University. Es wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Arbeit in Zeiten von Corona: Neue Forschungsergebnisse zu Stresserleben und Wohlbefinden von ArbeitnehmerInnen in der Pandemie

Welche Effekte hatte und hat die Corona-Pandemie auf ArbeitnehmerInnen? Wie hat sich ihr Wohlbefinden und ihr Stresserleben unter den Bedingungen erzwungener Telearbeit verändert? Eine Gruppe von vier ForscherInnen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden – darunter Prof. Tim Vahle-Hinz von der PHB – hat dies in einer Studie untersucht, die besondere sozialwissenschaftliche Einblicke in die Effekte der Corona-Pandemie gewährt. Erste Ergebnisse haben die ForscherInnen nun im International Journal of Psychology veröffentlicht.

 

Die Forschungsgruppe startete 2020 mit einer Studie, in deren Rahmen sie die Auswirkungen eines neuen Urlaubskonzeptes („Unlimited Leave“) erforschen wollte. Dabei sollten Parameter arbeitsbezogenen Wohlbefindens wie Arbeitslast, Arbeitszufriedenheit, Autonomie und Work-Non-Work-Balance mit quantitativen Methoden untersucht werden. Die Erhebungsphase begann im Januar 2020. Als die Corona-Pandemie in den Niederlanden zu landesweiten Einschränkungen sozialer Kontakte führte, bedeutete dies für die Mehrzahl der am Projekt teilnehmenden Beschäftigten einen Übergang zu erzwungener Telearbeit.

 

Das Forschungsprojekt wandelte sich daraufhin zum Teil in ein nicht vorhergesehenes Feldexperiment, welches die Chance bot, Veränderungen von Wohlbefinden und Stresserleben bei den ArbeitnehmerInnen vor dem Hintergrund der Pandemieentwicklung zu beobachten. Dazu wurden die untersuchten Parameter wie Arbeitszufriedenheit, Arbeitsengagement, Work-Non-Work-Balance und Autonomieerfahrung weiter fokussiert und durch qualitative Fragen mit Pandemiebezug ergänzt.

 

Erste Ergebnisse ihrer Erhebungen haben die ForscherInnen nun im International Journal of Psychology veröffentlicht. Die Ergebnisse sind komplex und spiegeln die Verschiedenartigkeit der Herausforderungen wieder, denen sich Berufstätige seit Beginn der Pandemie gegenübersehen. Sie weisen darauf hin, dass demographische Aspekte wie Alter, Geschlecht und Familienstand einen Einfluss darauf haben können, wie Menschen die Pandemie und ihre Auswirkungen wahrnehmen. Und sie zeigen, wie Menschen – oft in auch für die ForscherInnen überraschender Weise – in der Lage sind, Krisen- und Transformationsprozesse zu bewältigen.

 

Konkret stellte sich heraus, dass Indikatoren arbeitsbezogenen Wohlbefindens unterschiedlich durch die Pandemie beeinflusst wurden, wobei teilweise sehr dynamische Entwicklungen zu verzeichnen waren. So zeigten sich die Befragten zu Beginn der Pandemie stärker zufrieden mit ihrer Arbeit als vor der Pandemie – während sie aber gleichzeitig ein sinkendes Arbeitsengagement empfanden. Im Bereich der Work-Non-Work-Balance waren zu Beginn der Pandemie, wie von den ForscherInnen erwartet, sinkende Zufriedenheitswerte zu verzeichnen – was auf Probleme in der Vereinbarung von unterschiedlichen Rollen und Lebensbereichen hindeutet. Es zeigte sich aber, dass diese Werte im Laufe der Zeit wieder positiver wurden. Die Interpretation der ForscherInnen: „It seems that once employees have adapted to the initial stress of the pandemic and to forced telework, they may also benefit in terms of enriched work and well-being.“ Vor dem Hintergrund ihrer Forschungen lautet die Empfehlung der Forschungsgruppe entsprechend: „Harnessing and increasing these positive effects is essential, because we expect that telework is here to stay and hybrid work will become the future“.

 

Informationen zum Artikel:

C. Syrek, J. Kühnel, T. Vahle-Hinz, J. de Bloom: „Being an accountant, cook, entertainer and teacher-all at the same time: Changes in employees‘ work and work-related well-being during the coronavirus (COVID-19) pandemic“ in: International Journal of Psychology, 2021 April, 7; doi: 10.1002/ijop.12761

Foto Vahle-Hinz
Prof. Tim Vahle-Hinz

Zur Person:

Prof. Tim Vahle-Hinz leitet an der PHB den Fachbereich Organisations-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie den Masterstudiengang Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft. In seiner Forschungsarbeit widmet er sich schwerpunktmäßig der Prävention von berufsbedingten Erkrankungen sowie der Gesundheitsförderung im betrieblichen Kontext und untersucht organisationale Faktoren und Verhaltensweisen, die Beschäftigte darin unterstützen sich in ihrer Arbeit zu entwickeln (positiver Ansatz), sowie Faktoren und Verhaltensweisen, die helfen, negative gesundheitliche Folgen von Erwerbsarbeit zu verhindern (negativer Ansatz). Thematische Schwerpunkte liegen dabei auf der Untersuchung von Mechanismen, die die positive oder negative Wirkung von organisationalen Faktoren und Verhaltensweisen erklären können, sowie auf gesundheitsrelevanten Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten (Stichwort: Zukunft der Arbeit).

19. Tagung der Fachgruppe Rechtspsychologie der DGPs vom 22.09. bis 24.09. an der PHB: Call for Abstracts

rechtspsychologie an der phbDie diesjährige 19. Tagung der Fachgruppe Rechtspsychologie der DGPs wird vom 22. bis 24. September 2021 an der PHB stattfinden. Die Deadline für die Einreichung von Abstracts ist der 30. April 2021!

 

Die Rechtspsychologie ist an der PHB seit 2015 mit einer eigenen Professur für Rechtspsychologie (Prof. Dr. Renate Volbert) und seit 2018 zusätzlich mit einer Juniorprofessur für Familienrechtspsychologie (Prof. Dr. Jelena Zumbach-Basu) vertreten und wird durch rechtspsychologische Forschungsaktivitäten der Professur für Entwicklungs-, Pädagogische und Familienpsychologie (Prof. Dr. Rebecca Bondü) ergänzt. Die PHB stellt somit einen Ort dar, an dem thematisch vielfältige rechtspsychologische Forschung realisiert wird.

 

Dieses Jahr wird die Tagung der Fachgruppe Rechtspsychologie der DGPs nun erstmals an der PHB stattfinden. Als Keynote Speaker konnten international renommierte Referent*innen gewonnen werden:

 

  • Prof. Dr. Michael Seto (Forensic Mental Health, The Royal’s Institute of Mental Health Research, Ottawa, Canada)
  • Dr. Taina Laajasalo, Chief Specialist (Finnish Institute of Health and Welfare, University of Helsinki)
  • Prof. Dr. Matthias Gamer (Universität Würzburg)

 

Bezüglich des Tagungsmoduses erfordern die aktuellen Umstände momentan noch eine flexible Planung. Zwar ist die Durchführung als Präsenztagung seitens der PHB ausdrücklich gewünscht – ob dies jedoch möglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Eine Entscheidung wird diesbezüglich am 01. Mai 2021 auf Basis der dann vorhandenen Informationslage getroffen. Sollte eine Präsenztagung nicht möglich sein, wird die Tagung online durchgeführt werden.

 

Abstracts für Beiträge können ab sofort eingereicht werden. Die Veranstalterinnen laden explizit dazu ein, neben individuellen Beiträgen und Symposien auch innovative Formate vorzuschlagen. Deadline ist der 30. April 2021.

PHB prämiert herausragende Masterarbeiten: Erstmals Preis für Arbeiten mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz vergeben

Um herausragende Abschlussarbeiten Studierender des Masterbereichs auszuzeichnen, schreibt die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) jedes Jahr zwei mit 500 Euro dotierte Preise aus, die dieses Wintersemester an Fenja Benthien und Constance Hirschmeier vergeben wurden. Darüber hinaus wurde erstmals durch das Kuratorium der PHB auch ein Preis für eine Masterarbeit mit „besonderer gesellschaftlicher Relevanz“ vergeben, der unter zwei Masterabsolventinnen – Adelina Dikova und Paulina Lauda – aufgeteilt wurde. Die Preise werden durch den Förderverein der PHB gestiftet.

 

Seit ihrer Gründung hat sich die PHB dazu bekannt, grundlagenorientierte und angewandte psychologische Forschung und Lehre gleichermaßen zu fördern und einen Beitrag dazu zu leisten, wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden in die Gesellschaft zu transferieren. In diesem Zusammenhang hat das Kuratorium der PHB im Wintersemester 2020/21 erstmals einen Preis für eine „Masterarbeit mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz“ ausgeschrieben. Die beiden eingereichten Nominierungen waren methodisch und inhaltlich sehr unterschiedlich, aber in Konzeption und Durchführung so hervorragend, dass der Preis mit voller Anerkennung und zu gleichen finanziellen Teilen an zwei Absolventinnen vergeben wurde. Die Preisträgerinnen sind:

 

Adelina Dikova bei der der Preisübergabe durch Rektor Prof. Dr. Siegfried Preiser

Adelina Dikova mit ihrer Arbeit „Experte, Mittler, Migrant. Eine explorative Interviewstudie zur Auswirkung des geteilten Migrationshintergrundes zwischen türkischstämmigen Experten und deren Klienten in der psychosozialen Arbeit“: Adelina Dikova hat in ihrer Masterarbeit die Perspektive von Menschen untersucht, die vor dem Hintergrund eigener Migrationserfahrungen mit Klienten und Klientinnen mit Migrationshintergrund in der psychosozialen Versorgung arbeiten. Dazu hat sie in einem Kooperationsprojekt mit dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst Friedrichshain-Kreuzberg gemeinsam mit einer Kommilitonin Forschungsinterviews geführt und diese nach der Methode der Thematischen Analyse ausgewertet. Vor dem Hintergrund einer kritischen Betrachtung von Konzepten wie „Migration“ oder „Kultur“ wurden Handlungsempfehlungen und Forschungsimplikationen abgeleitet.

 

Pauline Lauda mit ihrer Arbeit „Psychiatrisches Behandlungswohnen als moderne Behandlungsform einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Untersuchung der Durchführbarkeit im Hanauer Modell“: In ihrer Masterarbeit hat Pauline Lauda die Durchführbarkeit des sogenannten Psychiatrischen Behandlungswohnens untersucht, einer bundesweit bislang einmaligen Behandlungsform, die an der Hanauer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Rahmen eines Modellvorhabens entwickelt wurde. Es bietet wohnungs- und obdachlosen Patienten und Patientinnen statt einer stationären Krankenhausaufnahme eine ambulante Akutbehandlung in Verbindung mit soziotherapeutischem Wohntraining in einer eigenen Wohnung, die von der Klinik außerhalb des Klinikgeländes mitten in der Gemeinde angemietet wird.

 

Constance Hirschmeier bei der Preisübergabe mit Rektor Prof. Siegfried Preiser.

Für die beste Masterarbeit des vergangenen Jahres hat die Jury der PHB je eine Preisträgerin aus dem Masterstudium Psychologie und eine aus den postgradualen Studiengängen ausgewählt:

 

Constance Hirschmeier mit ihrer Arbeit „Die Selbstüberschätzung des Psychotherapeuten Zusammenhang der Selbst- und Fremdeinschätzung interpersoneller therapeutischer Fähigkeiten“: Constance Hirschmeiers Masterarbeit ist Teil eines umfangreichen Forschungsprojektes zum Umgang mit Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung und entstand im Rahmen des postgradualen Ausbildungsstudiengangs in Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Ziel der Arbeit war es, die Diskrepanz zwischen der Selbst- und der Fremdeinschätzung der interpersonellen Fähigkeiten von (angehenden) Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen zu untersuchen und mit bisherigen Forschungsergebnissen in Bezug zu setzen. Insgesamt zeigte sich eine durchschnittliche Selbstüberschätzung der Therapeuten und Therapeutinnen. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung war besonders in Rollenbild-spezifischen Aspekten von hilfreichen interpersonellen therapeutischen Fähigkeiten ausgeprägt. Selbstüberschätzung stand dabei im Zusammenhang mit niedrigeren Fremdbeurteilungen, therapeutischer Vorerfahrung und hohen Ausprägungen in selbstbezogenen, statt fremdbezogenen Tendenzen.

 

Fenja Benthien mit ihrer Arbeit „Does Location Uncertainty Modulate Unconscious Processing Under Continuous Flash Suppression?“: In ihrer Masterarbeit hat Fenja Benthien den Einfluss der visuell-räumlichen Aufmerksamkeit auf die Verarbeitung unbewusster visueller Reize in einem Priming-Paradigma untersucht. Abgeleitet aus anderen Studienergebnissen war ihre Annahme, dass die Abwesenheit fokussierter visuell-räumlicher Aufmerksamkeit zu einer Reduktion interokularer Suppression führen würde, weshalb unbewusste Priming-Reize eher verarbeitet werden könnten. Entgegen der Ausgangshypothese zeigte sich im Experiment kein starker Priming-Effekt. Als Grunde wurde unter anderem ein Konflikt mit anderen kognitiven Mechanismen diskutiert, die der bewussten und unbewussten Reizverarbeitung zugrunde liegen und so Priming-Effekte gehemmt oder reduziert haben könnten. Die präregistrierte Forschungsarbeit wurde in Form eines Artikels im Journal „Advances in Cognitive Psychology“ zur Publikation angenommen.

 

Die PHB gratuliert allen vier Preisträgerinnen herzlich und wünscht ihnen alles Gute für ihren weiteren beruflichen Weg!

Prof. Dr. Frank Jacobi: Psychologische Herausforderungen der Pandemie

Prof. Dr. Frank Jacobi

„No man is an Island entire of itself“
John Donne

 

Psychologische Studien weisen immer wieder darauf hin, wie sehr Menschen auf soziale Bezüge angewiesen sind. Die Coronapandemie stellt Menschen in diesem Zusammenhang vor enorme Herausforderungen. In vielen Ländern hat sie dazu geführt, dass weite Gruppen der Gesellschaft über große Zeiträume zu häuslicher Isolation und Quarantäne aufgefordert werden.

 

Der Umgang mit häuslicher Isolation ist jedoch für viele Menschen eine enorme und vor allem auch neuartige Herausforderung. Für Familien und Wohngemeinschaften birgt sie ein verstärktes Konfliktpotential, Alleinlebende sind unter Umständen mit Einsamkeits- und Isolationsgefühlen konfrontiert. Welche Möglichkeiten haben Menschen, mit Schwierigkeiten häuslicher Isolation umzugehen? Prof. Dr. Frank Jacobi,  Prorektor und Leiter des Fachbereichs Verhaltenstherapie an der PHB, hat in einem Artikel psychologische Empfehlungen zusammengefasst, die Menschen helfen können, Phasen von Quarantäne und Ausgangssperre psychisch gut zu überstehen.

 

Artikel zum Download: Prof. Dr. Frank Jacobi: Wie Sie häusliche Isolation und Quarantäne gut überstehen.


Artikel zum Download (Türkisch): İzolasyonı ve Karantinayı En İyi Nasıl Atlatırsınız?
Artikel auf dw.com (Russisch):
Карантин затягивается: немецкий психолог советует, как сохранить мир в семье


Der Artikel ist in editierter Fassung auch in der Zeitschrift „Psychotherapeut“ erschienen: Artikel zum Download

 

Interview zum Thema: Deutschlandfunk „Lebenszeit“ vom 15.1.21 zum Thema „Verordneter Ausnahmezustand – Leben in Quarantäne“ (mit Prof. Dr. Frank Jacobi) [72 min.]

Kurzbeitrag zum Thema:Wiederhochfahren von Aktivitäten und Kontakten“ bei Deutschlandfunk Nova (mit Prof. Dr. Frank Jacobi) [5:30 min.]

 

Wissensstadt Berlin 2021: Corona – mein ungeliebter Zwischenmieter 12.8.2021

Interview zum Thema: Deutschlandfunk „Lebenszeit“ vom 03.12.21 zum Thema „Erschöpft, ermüdet, ausgelaugt – was Corona mit uns macht“ (mit Prof. Dr. Ulrike Lüken, HU Berlin) [71 min.]“

 

 

Prof. Dr. Frank Jacobi ist Prorektor der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB) sowie Leiter des Fachbereichs Verhaltenstherapie. In seiner Forschungsarbeit beschäftigt er sich seit langem mit der Entstehung und dem Verlauf psychischer Störungen sowie der Suche nach Risiko- und Schutzfaktoren.

 

Folgendes Fachbuch zum Thema können wir besonders empfehlen:
Taylor, S. (2020). Die Pandemie als psychologische Herausforderung. Ansätze für ein psychosoziales Krisenmanagement. Gießen: Psychosozial-Verlag.
[Original 2019: The psychology of pandemics. Preparing for the next global outbreak of infectious disease. Newcastle: Cambridge Scholars Publishing].

 

Außerdem interessant hierzu:
Rezension des Fachbuchs aus report psychologie (7+8/2020) 
15minütiges Interview mit dem Autor Dr. Steven Taylor

Gesund und erfolgreich durchs Studium: Psychologische Beratungsstelle an der PHB gegründet

Anna-Maria de Veer (PHB): Gesund durchs Studium in der Corona-Zeit
Gesund durchs Studium in der Corona-Zeit: 10 Tricks und Tipps

Studierende befinden sich in einer Lebensphase, die häufig mit großen Entwicklungsaufgaben einhergeht. Themen wie Selbstorganisation, Orientierung, Finanzierung sowie neue Leistungsanforderungen können so herausfordernd werden, dass sie nicht selten überfordern. Studien zeigen, dass vor diesem Hintergrund bis zu 30 Prozent der Studierenden in Deutschland keine andere Lösung sehen, als ihr Studium abzubrechen. Um Studierende der PHB zu unterstützen, mit den Herausforderungen eines Studiums gut umzugehen, wurde unter Leitung von Anna-Maria de Veer nun zum Wintersemester eine Psychologische Beratungsstelle für Studierende an der PHB eingerichtet.

 

„Es ist uns als Psychologische Hochschule ein wirklich wichtiges Anliegen, unsere Studierenden bestmöglich zu unterstützen.“, so Anna-Maria de Veer. „Gerade der Übergang von der Schule zur Uni ist ja eine sehr herausfordernde Zeit. Plötzlich sind altbewährte Lernstrategien nicht mehr umsetzbar oder zielführend, man muss sich anders strukturieren, sein Zeitmanagement überdenken, „Mut zur Lücke“ entwickeln und vieles mehr. Dies alles sind mitunter sehr komplexe und nicht zu unterschätzende Entwicklungsaufgaben an Studierende, die oft im Verlauf des Studiums selbständig bewältigt werden – bei deren Lösung man sich aber durchaus auch Unterstützung holen darf!“

 

Das Angebot der neuen Beratungsstelle richtet sich an PHB-Studierende aller Jahrgänge und wird psychologische Einzel- und Gruppenberatung sowie Krisenintervention bei allgemeinen studienbezogenen Problemen im Zusammenhang mit Selbstorganisation, Zeitmanagement und Stressbewältigung umfassen. Die Beratungsstelle ist aber auch für Studierende gedacht, die merken, dass sie mit schon mit weitergehenderen psychischen Problemen zu tun haben wie Prüfungsangst, Motivationsproblemen, Schreibhemmung, chronischem Aufschieben oder Redeangst.

 

Durch die Corona-Pandemie, die das Studium fast ausschließlich in den Onlinebereich verlagert, sieht Anna-Maria de Veer Studierende aktuell vor besonders große Herausforderungen gestellt. „Man kann aber auch einiges tun, um sich selbst in dieser Zeit zu stärken. Wir haben einen Flyer entwickelt, der einige wichtige Strategien aufführt, die helfen können, psychisch gesund durch die Zeit der Pandemie zu kommen. Studierende, die merken, dass sie sich nicht mehr selbst helfen können, möchte ich aber wirklich ermutigen, auf mich zuzugehen und einen Beratungstermin zu vereinbaren. Jedes Gespräch wird absolut vertraulich behandelt, sodass niemand Hemmungen haben muss, sich zu öffnen.“

M.Sc. Anna-Maria de Veer, Studienberaterin an der PHB
Anna-Maria de Veer

Zur Person:

Anna-Maria de Veer ist Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin mit verhaltenstherapeutischer Ausrichtung. Sie leitet neben der Psychologischen Beratungsstelle auch die Allgemeine Studienberatung der PHB und ist als Psychotherapeutin in der Hochschulambulanz tätig.

Zum Umgang mit Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung: Neue Publikation von Prof. Antje Gumz

Wie kann es Therapeutinnen und Therapeuten gelingen, mit Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung umzugehen? Prof. Antje Gumz, Leiterin des Fachbereichs Psychosomatik und Psychotherapie an der PHB, hat hierzu im Vandenhoeck & Ruprecht-Verlag ein neues Buch veröffentlicht, das Konzepte, Forschungsbefunde, Techniken und Methoden zum Umgang mit schwierigen Therapiesituationen vorstellt.

 

Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung ereignen sich zwangsläufig im Verlauf jeder Psychotherapie. Solche „alliance ruptures“ bieten die Chance für eine korrigierende emotionale Erfahrung, bergen gleichzeitig aber ein hohes Risiko für vorzeitige Therapieabbrüche und schlechte Therapieergebnisse. Häufig gelingt es Therapeuten und Therapeutinnen nicht ausreichend, konstruktiv damit umzugehen.

 

In einer neuen Publikation beschreibt Prof. Antje Gumz, Leiterin des Fachbereichs Psychosomatik und Psychotherapie an der PHB, Konzepte, hilfreiche Techniken und innovative didaktische Methoden, die Therapeuten und Therapeutinnen an dieser Stelle unterstützen können. Dazu gehören etwa das allianzfokussierte Training und der FIS-Test (Facilitative Interpersonal Skills Test), ein Test zum Messen interpersoneller Fähigkeiten von Therapeuten. Beides sind Instrumente, die Ergebnisse aus aktuellen Forschungsergebnissen integrieren, die unter Leitung von Prof. Antje Gumz an der PHB durchgeführt werden. Der FIS-Test etwa wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „What makes a good therapist?“ an der PHB entwickelt und geprüft.

 

Prof. Dr. Antje GumzZur Person:

Prof. Antje Gumz ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie ausgebildete Psychoanalytikerin und systemische Therapeutin. An der PHB leitet sie den Fachbereich Psychosomatik und Psychotherapie sowie den Ausbildungsstudiengang in Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie.

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Inwieweit ist psychologische Forschung reproduzierbar? Many Labs 5 bestätigt „Reproducibility Project“

Prof. Dr. Katrin Rentzsch

Reproduzierbarkeit ist ein wichtiges definitorisches Kriterium empirischer Forschung. Es bedeutet, dass etwa Experimente unter den gleichen Bedingungen die gleichen Ergebnisse hervorbringen sollten. Many Labs 5, ein groß angelegtes internationales Forschungsprojekt, an dem auch Prof. Katrin Rentzsch von der PHB beteiligt war, hat in den letzten Jahren erneut die Reproduzierbarkeit psychologischer Forschungsergebnisse untersucht. Die Resultate wurden nun im Fachmagazin „Advances in Methods and Practices in Psychological Sciences“ veröffentlicht. Die insgesamt elf Artikel nehmen die gesamte Herbstausgabe des Journals ein und könnten die Debatte über die Bedingungen und Kriterien psychologischer Forschung neu entfachen.

 

Bereits im Jahr 2015 hatten Forscher im sogenannten „Reproducibility Project: Psychology“ überraschende und alarmierende Ergebnisse für die Psychologie zu Tage gebracht: bei dem Versuch, 100 Forschungsergebnisse, die im Jahr 2008 in anerkannten Journals publiziert worden waren, zu replizieren, kamen die Forscher in weniger als 40 Prozent der Fälle zu den gleichen Ergebnissen wie die Originalautoren. Dies löste in Fachkreisen eine umfassende Debatte über die Aussagekraft psychologischer Forschung aus. Dabei führten jedoch Kritiker des Replikationsprojekts an, dass einige der Replikationsfehlschläge u.a. auf inadäquate Stichprobengrößen zurückzuführen seien.

 

Nach drei Replikationsversuchen: Effektstärke durchschnittlich 78 Prozent geringer als bei Originalstudien

Koordiniert durch das Center for Open Science (COS) hat nun ein Team von 171 internationalen Forschern – unter ihnen auch Prof. Dr. Katrin Rentzsch von der PHB – in dem groß angelegten internationalen Forschungsprojekt Many Labs 5 geprüft, inwiefern die Ergebnisse des „Reproducibility Project: Psychology“ zutreffend waren. Dabei wurden zehn Studien aus dem Replikationsprojekt von 2015 ausgewählt, deren Durchführung von den Originalautoren kritisiert worden waren. Sie wurden in zwei Varianten neu aufgelegt: einige Labs verwendeten bei Vergrößerung der Stichproben die ursprünglichen Designs – andere Labs nutzten Forschungsdesigns, die vorher einen zusätzlichen Peer-Review-Prozess durchlaufen hatten. Jede der Studien wurde außerdem präregistriert.

 

Das Ergebnis: die neu aufgelegten Studien ergaben eine durchschnittliche Effektstärke (r= .05), die der des Replikationsprojektes von 2015 sehr ähnlich war (r= .05) und sich deutlich von der der Originalstudien (r= .37) unterschied. Damit haben für diese zehn ausgewählten Studien drei verschiedene Replikationsversuche eine Effektstärke ergeben, die durchschnittlich 78 Prozent geringer war als die der jeweiligen Originalstudie.
 

Prof. Rentzsch: „Prinzipien von Open Science sollten zum Goldstandard wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden“

Was bedeutet das für die psychologische Forschung? Für Prof. Katrin Rentzsch hat das Projekt klare Implikationen. „Es gibt keine Ausreden mehr“, so Prof. Rentzsch. „Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass in der Vergangenheit einige Studien in der Psychologie methodische Probleme hatten und trotzdem publiziert wurden. Und obwohl die Kritik an dem Replikationsprojekt von 2015 methodisch an einigen Punkten gerechtfertigt und hilfreich war, zeigt unsere aktuelle Arbeit auch, dass seine Ergebnisse zutreffend waren.“

 

Wissenschaftliche Fachmagazine haben in den letzten Jahren ihre methodologischen Standards an Publikationen deutlich erhöht – Prof. Katrin Rentzsch sieht dennoch auch heute noch Verbesserungsbedarf bei einem Teil aktueller Studien. „Aus meiner Sicht sollten Prinzipien von Open-Science wie die Präregistrierung zum Goldstandard psychologischer aber auch generell wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden. Das führt zwar häufig zu weniger attraktiven Ergebnissen und bringt gerade auch für junge Forschende, die noch viel publizieren müssen, Erschwernisse mit sich. Es führt aber auch zu genaueren, realitätsgetreueren Ergebnissen – und das sollte das Hauptziel wissenschaftlicher Forschung sein.“

 

Zur Person:

Professor Katrin Rentzsch ist Leiterin des Fachbereichs für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie an der PHB. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Persönlichkeit und Emotionen sowie Persönlichkeit und soziale Beziehungen sowie in der Entwicklung und Validierung diagnostischer Verfahren.

Wie Ängstlichkeit Wahrnehmung beeinflusst: Ergebnisse aus dem Psychophysik-Labor der PHB

Nils Kraus
Nils Kraus

Wie beeinflussen Emotionen unsere Wahrnehmung? Treffen ängstliche Menschen Entscheidungen anders als weniger ängstliche Menschen? Und wenn ja in welcher Form? Mit diesen Fragen hat sich Nils Kraus, Doktorand im Fachbereich Allgemeine und Biologische Psychologie an der PHB, in einer aktuellen Verhaltensstudie beschäftigt. Erste Ergebnisse der Studie wurden nun als Artikel unter dem Titel „Trait anxiety is linked to increased usage of priors in a perceptual decision making task“ von der renommierten Fachzeitschrift Cognition zur Publikation angenommen. Es ist die erste Publikation, die auf Daten des psychophysischen Labors beruht, das unter Leitung von Prof. Guido Hesselmann seit 2018 an der PHB aufgebaut wird.

 

In der dem Artikel zugrunde liegenden Verhaltensstudie untersuchte Nils Kraus, ob ängstliche Menschen im Fall von unklarer visueller Information auf andere Strategien zurückgreifen als weniger ängstliche. Den Testpersonen wurden an einem Monitor Wolken von Punkten gezeigt, deren Bewegungsrichtung sie einschätzen sollten. Es stellte sich heraus, dass im Fall einer unklaren Ausgangslage ängstlichere Menschen weniger ihren eigenen Augen trauten und sich dafür stärker auf bereits vorhandenes Wissen und Vorannahmen verließen. Die Ergebnisse weisen laut Nils Kraus darauf hin, dass emotionale Veranlagungen und Persönlichkeitsmerkmale einen starken Einfluss darauf haben könnten, wie wir unsere Welt wahrnehmen und wie wir auf sie reagieren.

 

Die Studie wurde im Psychophysik-Labor der PHB durchgeführt, das unter Leitung von Prof. Guido Hesselmann seit September 2018 an der PHB aufgebaut wird. Das Labor bietet neben mehreren Arbeitsplätzen für Experimente zur visuellen und auditiven Wahrnehmung einen Eye-Tracker für die Erfassung von Blickbewegungen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, peripherphysiologische Maße (z.B. die Hautleitfähigkeit) während der Experimente zu erheben. In naher Zukunft soll das Labor um eine EEG-Apparatur erweitert werden.

 

Die Studie wurde in Kooperation mit der FU Berlin (Prof. Michael Niedeggen) durchgeführt. Der Artikel ist noch für kurze Zeit unter dem folgenden Link öffentlich abrufbar: www.sciencedirect.com.