PHB prämiert herausragende Masterarbeiten: Erstmals Preis für Arbeiten mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz vergeben

Um herausragende Abschlussarbeiten Studierender des Masterbereichs auszuzeichnen, schreibt die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) jedes Jahr zwei mit 500 Euro dotierte Preise aus, die dieses Wintersemester an Fenja Benthien und Constance Hirschmeier vergeben wurden. Darüber hinaus wurde erstmals durch das Kuratorium der PHB auch ein Preis für eine Masterarbeit mit „besonderer gesellschaftlicher Relevanz“ vergeben, der unter zwei Masterabsolventinnen – Adelina Dikova und Paulina Lauda – aufgeteilt wurde. Die Preise werden durch den Förderverein der PHB gestiftet.

 

Seit ihrer Gründung hat sich die PHB dazu bekannt, grundlagenorientierte und angewandte psychologische Forschung und Lehre gleichermaßen zu fördern und einen Beitrag dazu zu leisten, wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden in die Gesellschaft zu transferieren. In diesem Zusammenhang hat das Kuratorium der PHB im Wintersemester 2020/21 erstmals einen Preis für eine „Masterarbeit mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz“ ausgeschrieben. Die beiden eingereichten Nominierungen waren methodisch und inhaltlich sehr unterschiedlich, aber in Konzeption und Durchführung so hervorragend, dass der Preis mit voller Anerkennung und zu gleichen finanziellen Teilen an zwei Absolventinnen vergeben wurde. Die Preisträgerinnen sind:

 

Adelina Dikova bei der der Preisübergabe durch Rektor Prof. Dr. Siegfried Preiser

Adelina Dikova mit ihrer Arbeit „Experte, Mittler, Migrant. Eine explorative Interviewstudie zur Auswirkung des geteilten Migrationshintergrundes zwischen türkischstämmigen Experten und deren Klienten in der psychosozialen Arbeit“: Adelina Dikova hat in ihrer Masterarbeit die Perspektive von Menschen untersucht, die vor dem Hintergrund eigener Migrationserfahrungen mit Klienten und Klientinnen mit Migrationshintergrund in der psychosozialen Versorgung arbeiten. Dazu hat sie in einem Kooperationsprojekt mit dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst Friedrichshain-Kreuzberg gemeinsam mit einer Kommilitonin Forschungsinterviews geführt und diese nach der Methode der Thematischen Analyse ausgewertet. Vor dem Hintergrund einer kritischen Betrachtung von Konzepten wie „Migration“ oder „Kultur“ wurden Handlungsempfehlungen und Forschungsimplikationen abgeleitet.

 

Pauline Lauda mit ihrer Arbeit „Psychiatrisches Behandlungswohnen als moderne Behandlungsform einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Untersuchung der Durchführbarkeit im Hanauer Modell“: In ihrer Masterarbeit hat Pauline Lauda die Durchführbarkeit des sogenannten Psychiatrischen Behandlungswohnens untersucht, einer bundesweit bislang einmaligen Behandlungsform, die an der Hanauer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Rahmen eines Modellvorhabens entwickelt wurde. Es bietet wohnungs- und obdachlosen Patienten und Patientinnen statt einer stationären Krankenhausaufnahme eine ambulante Akutbehandlung in Verbindung mit soziotherapeutischem Wohntraining in einer eigenen Wohnung, die von der Klinik außerhalb des Klinikgeländes mitten in der Gemeinde angemietet wird.

 

Constance Hirschmeier bei der Preisübergabe mit Rektor Prof. Siegfried Preiser.

Für die beste Masterarbeit des vergangenen Jahres hat die Jury der PHB je eine Preisträgerin aus dem Masterstudium Psychologie und eine aus den postgradualen Studiengängen ausgewählt:

 

Constance Hirschmeier mit ihrer Arbeit „Die Selbstüberschätzung des Psychotherapeuten Zusammenhang der Selbst- und Fremdeinschätzung interpersoneller therapeutischer Fähigkeiten“: Constance Hirschmeiers Masterarbeit ist Teil eines umfangreichen Forschungsprojektes zum Umgang mit Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung und entstand im Rahmen des postgradualen Ausbildungsstudiengangs in Tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Ziel der Arbeit war es, die Diskrepanz zwischen der Selbst- und der Fremdeinschätzung der interpersonellen Fähigkeiten von (angehenden) Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen zu untersuchen und mit bisherigen Forschungsergebnissen in Bezug zu setzen. Insgesamt zeigte sich eine durchschnittliche Selbstüberschätzung der Therapeuten und Therapeutinnen. Die Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung war besonders in Rollenbild-spezifischen Aspekten von hilfreichen interpersonellen therapeutischen Fähigkeiten ausgeprägt. Selbstüberschätzung stand dabei im Zusammenhang mit niedrigeren Fremdbeurteilungen, therapeutischer Vorerfahrung und hohen Ausprägungen in selbstbezogenen, statt fremdbezogenen Tendenzen.

 

Fenja Benthien mit ihrer Arbeit „Does Location Uncertainty Modulate Unconscious Processing Under Continuous Flash Suppression?“: In ihrer Masterarbeit hat Fenja Benthien den Einfluss der visuell-räumlichen Aufmerksamkeit auf die Verarbeitung unbewusster visueller Reize in einem Priming-Paradigma untersucht. Abgeleitet aus anderen Studienergebnissen war ihre Annahme, dass die Abwesenheit fokussierter visuell-räumlicher Aufmerksamkeit zu einer Reduktion interokularer Suppression führen würde, weshalb unbewusste Priming-Reize eher verarbeitet werden könnten. Entgegen der Ausgangshypothese zeigte sich im Experiment kein starker Priming-Effekt. Als Grunde wurde unter anderem ein Konflikt mit anderen kognitiven Mechanismen diskutiert, die der bewussten und unbewussten Reizverarbeitung zugrunde liegen und so Priming-Effekte gehemmt oder reduziert haben könnten. Die präregistrierte Forschungsarbeit wurde in Form eines Artikels im Journal „Advances in Cognitive Psychology“ zur Publikation angenommen.

 

Die PHB gratuliert allen vier Preisträgerinnen herzlich und wünscht ihnen alles Gute für ihren weiteren beruflichen Weg!