Wie Ängstlichkeit Wahrnehmung beeinflusst: Ergebnisse aus dem Psychophysik-Labor der PHB

Nils Kraus
Nils Kraus

Wie beeinflussen Emotionen unsere Wahrnehmung? Treffen ängstliche Menschen Entscheidungen anders als weniger ängstliche Menschen? Und wenn ja in welcher Form? Mit diesen Fragen hat sich Nils Kraus, Doktorand im Fachbereich Allgemeine und Biologische Psychologie an der PHB, in einer aktuellen Verhaltensstudie beschäftigt. Erste Ergebnisse der Studie wurden nun als Artikel unter dem Titel „Trait anxiety is linked to increased usage of priors in a perceptual decision making task“ von der renommierten Fachzeitschrift Cognition zur Publikation angenommen. Es ist die erste Publikation, die auf Daten des psychophysischen Labors beruht, das unter Leitung von Prof. Guido Hesselmann seit 2018 an der PHB aufgebaut wird.

 

In der dem Artikel zugrunde liegenden Verhaltensstudie untersuchte Nils Kraus, ob ängstliche Menschen im Fall von unklarer visueller Information auf andere Strategien zurückgreifen als weniger ängstliche. Den Testpersonen wurden an einem Monitor Wolken von Punkten gezeigt, deren Bewegungsrichtung sie einschätzen sollten. Es stellte sich heraus, dass im Fall einer unklaren Ausgangslage ängstlichere Menschen weniger ihren eigenen Augen trauten und sich dafür stärker auf bereits vorhandenes Wissen und Vorannahmen verließen. Die Ergebnisse weisen laut Nils Kraus darauf hin, dass emotionale Veranlagungen und Persönlichkeitsmerkmale einen starken Einfluss darauf haben könnten, wie wir unsere Welt wahrnehmen und wie wir auf sie reagieren.

 

Die Studie wurde im Psychophysik-Labor der PHB durchgeführt, das unter Leitung von Prof. Guido Hesselmann seit September 2018 an der PHB aufgebaut wird. Das Labor bietet neben mehreren Arbeitsplätzen für Experimente zur visuellen und auditiven Wahrnehmung einen Eye-Tracker für die Erfassung von Blickbewegungen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, peripherphysiologische Maße (z.B. die Hautleitfähigkeit) während der Experimente zu erheben. In naher Zukunft soll das Labor um eine EEG-Apparatur erweitert werden.

 

Die Studie wurde in Kooperation mit der FU Berlin (Prof. Michael Niedeggen) durchgeführt. Der Artikel ist noch für kurze Zeit unter dem folgenden Link öffentlich abrufbar: www.sciencedirect.com.