Sexualität ist ein zentraler Bestandteil menschlicher Identität – sie kann Quelle der Freude und des Wohlbefindens sein, allerdings im Falle von Sexualstraftaten auch zu großem Leid führen. Darüber hinaus betrifft Sexualität den Kernbereich unserer Intimsphäre und der gesellschaftliche Austausch darüber ist häufig tabuisiert. Sensationsorientierte Darstellungen in den Medien sowie weit verbreitete Mythen über Täterprofile und Tathergänge verstellen häufig zusätzlich den Blick auf das tatsächliche Ausmaß und die Komplexität der Problematik. Dies erschwert nicht nur den Diskurs über Sexualstraftaten, sondern auch die wirksame Prävention und Strafverfolgung. In seinem Vortrag zeigt Prof. Dr. Jürgen Biedermann, Professor für Psychologie an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg, auf, wie wichtig ein differenzierter und faktenbasierter Umgang mit Sexualdelikten ist.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der öffentlichen PHB-Reihe „Vielfalt der Rechtspsychologie – Putting Science into Practice“ statt und wird webbasiert über Zoom angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach der Anmeldung über das Formular am Ende dieser Seite.
Anhand aktueller polizeilicher Falldaten beleuchtet Prof. Dr. Biedermann typische Fallkonstellationen, unter anderem den Einsatz des Internets als Tatmittel sowie Sexualdelikte mit jugendlichen Tatverdächtigen. Dabei sollen verschiedene Ebenen der Verhinderung von Sexualdelikten diskutiert werden – von einer Unterstützung der sexuellen Entwicklung von Jugendlichen in der digitalen Welt, über geeignete Strafverfolgungsansätze bis hin zu Strategien zur Verhinderung von Rückfällen bei haftentlassenen Sexualstraftätern.
Der Vortrag diskutiert auf wissenschaftlicher Grundlage, wie Prävention effektiv gestaltet werden kann – und warnt zugleich vor symbolischer Politik und aktionistischen Schnellschüssen, die den komplexen Realitäten nicht gerecht werden.
Über Prof. Dr. Jürgen Biedermann
Prof. Dr. Jürgen Biedermann ist Professor für Psychologie an der Hochschule der Polizei des Landes Brandenburg. Nach seinem Psychologiestudium in Konstanz und der Promotion an der Charité Berlin arbeitete er u.a. beim Psychologischen Dienst der Polizei Berlin.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Rückfallprognose bei Sexualstraftätern, der Gefährdungseinschätzung sowie im polizeilichen Umgang mit psychisch erkrankten Personen. Zudem unterstützt er die Zentralstelle S.P.R.E.E. des LKA Berlin und entwickelte ein Prognosetool zur Risikoeinschätzung.
Über die Vortragsreihe
Die Vortragsreihe „Vielfalt der Rechtspsychologie – Putting Science into Practice“ ist eine öffentliche Veranstaltungsreihe des Fachbereichs Rechtspsychologie der PHB, in der namhafte Experten und Expertinnen der Rechtspsychologie Themen ihres Arbeitsbereichs vorstellen. Die Veranstaltungen sind öffentlich – alle, die sich für das Thema interessieren sind herzlich eingeladen!
Für die Teilnahme an dem Vortrag können 2 Fortbildungsstunden für FachpsychologInnen für Rechtspsychologie (BDP/DGPs) bescheinigt werden.