7 Mythen über Psychotherapie

Psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft
Fokus Stigmatisierung

Menschen mit psychischen Erkrankungen haben manchmal nicht nur unter ihren Belastungen und Beeinträchtigungen durch die Krankheit zu leiden, sondern können durch Stigmatisierung auch noch zusätzliche Benachteiligungen erfahren. Es kommt immer noch vor, dass Betroffene automatisch „in bestimmte Schubladen gesteckt werden“, weil andere falsche Überzeugungen von psychischen Erkrankungen haben – zum Beispiel, dass psychische Störungen mit Gefährlichkeit oder Inkompetenz einhergehen würden. Solche sogenannten Stereotype gehen einher mit emotionalen Vorurteilen (zum Beispiel Angst, Mitleid und Wut), und dies kann wiederum zu ungerechtem Verhalten (Diskriminierung) führen, indem Betroffene beispielsweise ausgegrenzt werden oder ihnen Hilfe vorenthalten wird.

Auch kann es vorkommen, dass Betroffene verinnerlichte Stereotype und negative Vorurteile gegen die eigene Person richten (Selbststigmatisierung) und sich beispielsweise aufgrund ihrer psychischen Diagnose abwerten oder sich weniger zutrauen, als eigentlich möglich wäre.

Aufgrund der negativen Folgen von Stigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wird Stigmatisierung bisweilen auch als „zweite Krankheit“ bezeichnet.

7 Mythen über Psychotherapie

Indirekt kann Stigmatisierung psychischer Erkrankungen auch dazu führen, dass Vorurteile gegenüber Psychotherapie entstehen. Dass Psychotherapie wirksam ist, wurde bereits in zahlreichen wissenschaftlichen Studien bestätigt, trotzdem kursieren immer noch zahlreiche Irrtümer und Vorurteile, von denen wir sieben genauer vorstellen und kommentieren möchten. Die Verbreitung solcher „Mythen“ (hier gemeint als verbreitete Ansichten, die eigentlich  nicht stimmen) ist oft gar nicht böse gemeint – aber dennoch alles andere als hilfreich, weil dadurch die vernünftige Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema behindert werden kann.

Manchmal denken Menschen, dass Psychotherapie nur für Menschen mit sehr schweren psychischen Krankheiten ist. Das ist aber nicht richtig. Psychotherapie kann für eine Vielzahl von Problemen im Alltag hilfreich sein, zum Beispiel bei Ängsten, Sorgen, Niedergeschlagenheit, Trauer, Selbstwertproblemen, Schlafstörungen oder Stress bei der Arbeit. Wenn diese Schwierigkeiten frühzeitig erkannt und behandelt werden, kann Psychotherapie helfen, dass sie sich nicht verschlimmern. Wichtig ist aber dabei, dass es nur dann einer Psychotherapie bedarf, wenn es sich nicht einfach um „normale Alltagsprobleme“ handelt, sondern wenn die Betroffenen trotz eigener Versuche der Selbsthilfe sie nicht in den Griff bekommen haben und dadurch sehr eingeschränkt sind.

Ein anderer Gedanke ist, dass in der Psychotherapie nur über die Vergangenheit und die Kindheit gesprochen wird. Das ist nicht ganz richtig. Am Anfang fragen Therapeut:innen zwar oft nach der Kindheit, um ihre Patient:innen besser zu verstehen, aber später geht es mehr um die Gegenwart. Dann steht das Erleben im Hier und Jetzt im Mittelpunkt, wie zum Beispiel aktuelle Denk- und Verhaltensmuster, die die Probleme auslösen oder aufrechterhalten. Darüber hinaus geht es in der Therapie auch darum, Stärken, positive Eigenschaften und Fähigkeiten, besser mit sich selbst umzugehen, zu nutzen.

Jede Person, die in Therapie ist, kann selbst entscheiden, ob sie anderen davon erzählt. Einige Leute reagieren leider immer noch unangemessen und verletzend beim Thema psychische Störungen. Es ist gut zu wissen, dass die Einstellung der Bevölkerung zu psychischen Krankheiten und Psychotherapie in den letzten Jahren besser geworden ist. Psychische Gesundheit wird offener diskutiert, viele Menschen reagieren sehr verständnisvoll oder haben auch selbst bereits professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Es beweist viel Mut und Stärke, sich seinen Problemen zu stellen und sich um das eigene psychische Wohlbefinden zu kümmern.

Am Anfang der Therapie wird eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut, die sehr dabei hilft, gesund zu werden. Außerdem ist es gut, dass Therapeut:innen eine neutrale Sicht haben. Das bedeutet, sie können ohne Vorurteile Rückmeldungen geben und Dinge sehen, die selbst nicht bemerkt werden. Die Therapeut:innen haben zwar nicht alle Krankheiten selbst erlebt, aber sie kennen viele bewährte Methoden, die sie an die speziellen Bedürfnisse und Ziele der Person anpassen können.

Es ist mutig und stark, wenn man sich entscheidet, zur Psychotherapie zu gehen. Das bedeutet, dass man Verantwortung für das eigene seelische Wohlbefinden übernimmt. Manchmal gibt es schwierige Probleme und Krankheiten, die nicht nur mit dem bloßen Willen oder durch Gespräche mit Freunden gelöst werden können. Therapeut:innen können dabei helfen, indem sie konkrete Anregungen geben und dabei helfen, dass man sich selbst helfen kann. So können eigene Lösungen für Probleme gefunden werden.

Manchmal denken Leute, dass in der Psychotherapie nur geredet wird. Aber das stimmt nicht ganz. Das Gespräch ist ein wichtiger Bestandteil der Psychotherapie, da gelernt wird, seine Gedanken, Gefühle und Handlungen besser zu verstehen. Gleichzeitig werden auch praktische Werkzeuge genutzt, die im Alltag helfen. Zum Beispiel Übungen, um besser mit Ängsten umzugehen oder neues Verhalten auszuprobieren. Auch Rollenspiele und Entspannungsübungen können hilfreich sein.

In einer guten Therapie ist es wichtig, dass einerseits Probleme nicht größer und unüberwindbarer gemacht werden, als sie sind. Gleichzeitig sollte ihre Bedeutung nicht kleingeredet oder als unwichtig abgetan werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass es normal ist, wenn es in der Therapie Momente gibt, in denen es einem nicht so gut geht, zum Beispiel wenn man sich mit schmerzhaften Dingen beschäftigt, die einem passiert sind. Aber mit der Zeit wird die Therapie helfen, dass es einem besser geht. Das gehört einfach zum Weg dazu, den man manchmal gehen muss.

Wo kann man sich weiter zur Frage der Stigmatisierung psychischer Erkrankungen informieren?

In der Zeitschrift „Nervenarzt“ gab es 2020 ein Schwerpunktheft zum Thema, in dem die Herausgeber:innen Georg Schomerus und Steffi Riedel-Heller eingangs hervorheben, dass gesellschaftliche Prozesse Einfluss darauf haben, wie gut oder schlecht man mit einer psychischen Krankheit leben kann. So sei auch das Stigma psychischer Krankheit nicht in erster Linie ein psychiatrisches Problem, sondern ein gesellschaftliches („Schließlich ist Stigma kein Krankheitssymptom, sondern Ausdruck des gesellschaftlichen Umgangs mit psychischer Krankheit.“).

Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (zum Beispiel Schizophrenie) haben oft auch somatische Probleme, aber bei ihnen werden körperliche Erkrankungen häufig weniger gut erkannt und behandelt. Auch diese Form der Chancenungerechtigkeit kann als (seitens des Gesundheitssystems oft gar nicht bewusste) Stigmatisierung verstanden werden. An der PHB beschäftigen wir uns hiermit unter anderem durch die Teilnahme an einem großen Versorgungs-Projekt zum Thema.

Im Aktionsbündnis Seelische Gesundheit haben sich über 150 Mitgliedsorganisationen zusammengeschlossen mit einem gemeinsamen Ziel: Psychische Erkrankungen sollen nicht länger tabuisiert werden. Auch dies betrifft das Thema Stigmatisierung unmittelbar.

Im Rahmen unserer Kampagne „Jede*r Vierte“ beschäftigen wir uns regelmäßig mit Fragen wie: Was unterscheidet eigentlich psychische Erkrankungen von alltäglichen psychischen Beschwerden? Wie gut – oder wie nicht-so-gut – ist die Versorgungslage? Wie können Betroffene eine Therapie oder andere Hilfe und Unterstützung bekommen? Gibt es in Deutschland eine Stigmatisierung – oder gar Diskriminierung – von Menschen mit psychischen Erkrankungen? Und was können wir als Gesellschaft tun, um (möglichst schon präventiv) mit dem Phänomen zunehmender psychischer Belastung und Beeinträchtigung angemessen umzugehen?

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Die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) ist eine private Universität mit staatlicher Anerkennung, die zukunftsweisende Studien- und Ausbildungsprogramme in den Bereichen Psychologie und Psychotherapie anbietet. Erstklassige wissenschaftliche Ausbildung mit größtmöglicher Praxisorientierung und der Vermittlung verfahrensübergreifender Kompetenzen zu verknüpfen, ist das Credo der PHB. Vom Bachelorstudium bis zur Therapieausbildung wird an der PHB Psychologie sowohl als Wissenschaft als auch als Profession gelehrt.

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