Kooperationsprojekt: Internationale Perspektive auf Leitlinien, Mindestanforderungen und Ausbildungsstandards für die familienrechtspsychologische Begutachtung

Leitung: Prof. Dr. Jelena Zumbach und Dr. Taina Laajasalo (Helsinki University)
Projektbeteiligte: Verschiedene Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen aus England, den Niederlanden, den USA, Kanada, Australien, Finnland und Deutschland
Zeitperspektive:  2020-2023

Ziele und Ergebnisse:
In einem internationalen Projekt wurde über sechs europäische und nordamerikanische Länder verglichen, nach welchen Ausbildungsstandards und Leitlinien bzw. Mindestanforderungen familienrechtspsychologische Begutachtungen durchgeführt werden. In einer Gruppe von 10 Expertinnen und Experten aus Forschung und Praxis aus Kanada, den USA, England, den Niederlanden, Deutschland und Finnland wurden die Leitlinien und Best-Practice-Standards analysiert und diskutiert.
Insgesamt wurden 18 Leitlinien/ Mindeststandards in die Analyse einbezogen: vier aus Kanada, fünf aus den USA, drei aus dem Vereinigten Königreich, drei aus den Niederlanden, zwei aus Finnland und eine aus Deutschland. Die Leitlinien wurden anhand der folgenden Kriterien systematisch verglichen, die in der Expertengruppe als Grundlage für die vergleichende Analyse erarbeitet wurden: Definition und Operationalisierung des Kindeswohls; allgemeine Empfehlungen für die Durchführung der Diagnostik (z.B. multimethodaler Ansatz, interdisziplinärer Ansatz, hypothesengeleitetes Vorgehen); Spezifizierung von Beurteilungskriterien (z.B. Kindeswohlkriterien, Risiko- und Schutzfaktoren); spezifische Empfehlungen zum Einsatz diagnostischer Instrumente (z.B. zum Einsatz von diagnostischen Interviews, Beobachtungsverfahren, Testdiagnostik). Die Expertinnen und Experten stellten Informationen zu den Ausbildungsstandards für ihre jeweiligen Länder zur Verfügung.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Leitlinien/Mindestanforderungen wesentlich darin unterscheiden, ob und wie sie die Bedeutung evidenzbasierter Verfahren und wissenschaftlich validierter Diagnoseinstrumente hervorheben. Diese und weitere Unterschiede wurden systematisch herausgearbeitet. Die Ergebnisse zeigen weiter große Unterschiede hinsichtlich der Qualifikationen und der Ausbildung von familienrechtspsychologischen Sachverständigen in den vertretenen Ländern. In der Expertengruppe wurden sowohl Kommentare als auch Vorschläge zur Optimierung von familienrechtspsychologischen Begutachtungsstandards aus einer internationalen Perspektive erarbeitet. Die ausführlichen Projektergebnisse und Expertenvorschläge sind in der unten genannten Publikation zu finden.

Publikationen:
Zumbach, J., Brubacher, S., Davis, F., de Ruiter, C., Ireland, J., Mc Namarra, K., October, M., Saini, M., Volbert, R., & Laajasalo, T. (2022). International perspective on guidelines for child custody and child maltreatment risk evaluations: A preliminary comparative analysis across selected countries in Europe and North America. Frontiers in Psychology – Forensic and Legal Psychology. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2022.900058

Kontakt:
j.zumbach@phb.de