Forschungsprojekt: Weiterentwicklung der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse als Methode zur Unterscheidung zwischen wahren und erfundenen Aussagen

Leitung: Prof. Dr. Renate Volbert

Mitarbeiter:
Projekt I: Benjamin Maier (Doktorand FU Berlin / Stipendiat der Elsa-Neumann-Stiftung);
Projekt II: Nina Heering, geb. Stieler (Doktorandin FU Berlin);
Projekt III: Jonas Schemmel (Doktorand HU Berlin / Stipendiat der Elsa-Neumann-Stiftung);

Kooperationspartner:
Projekt I: Prof. Dr. Susanna Niehaus (Hochschule Luzern – Soziale Arbeit; Schweiz)
Projekt II/III: Prof. Dr. Mathias Ziegler (HU Berlin)

Zeitperspektive:
Projekt I: April 2016 – April 2019
Projekt II:  April 2015 – März 2017
Projekt III: Juni 2016 – Mai 2019

Ziel: Überprüfung der theoretisch angenommenen Wirkmechanismen der Merkmalsorientierten Inhaltsanalyse / Spezifizierung der Effekte von interindividuellen Unterschieden auf die Qualität wahrer und erfundener Darstellungen

Auf der Basis theoretischer Überlegungen und vorliegender empirischer Erkenntnisse ist von Volbert & Steller (2014) eine Modifikation des klassischen inhaltlichen Merkmalkatalogs vorgeschlagen worden.  Im Teilprojekt I soll die Validität der neuen Merkmalseinteilung, im Teilprojekt II sollen die Effekte interindividueller Unterschiede auf die Aussagequalität von wahren und erfundenen Darstellungen überprüft werden.

I. Wenn Erinnerung vorgetäuscht wird: Theoretische Prämissen der Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse
Die Validität dieser Merkmalseinteilung in drei Hauptskalen–namentlich erinnerungsbezogen, schemauntypisch und strategiebezogen–soll mittels einer Simulationsuntersuchung geprüft werden. Dafür werden theorierelevante Prozessanforderungen und motivational-strategische Rahmenbedingungen durch die Untersuchungsvariablen Wahrheitsstatus (wahr vs. erfunden), Anreize zur Selbstpräsentation (gegeben vs. nicht gegeben) und strategisches Täuschungswissen (geschult vs. nicht geschult) systematisch manipuliert.

II. Die Bedeutung interindividueller Unterschiede für die Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse
Personenspezifische Einflüsse können in verschiedener Hinsicht Bedeutung haben, nämlich im Hinblick auf a) die Entscheidung, falsche Angaben zu machen, b) die Art und Weise, wie ein tatsächliches Erlebnis wiedergegeben wird, c) die Fähigkeit, eine komplexe Aussage zu erfinden und d) die Überzeugungskraft, mit der eine Darstellung in einer Befragungssituation – abhängig oder auch unabhängig vom Wahrheitsstatus der Aussage – kommuniziert wird. Im Rahmen von Einzeluntersuchungen werden unterschiedlichen Formen von personenspezifischen Einflüssen auf die Aussage und die Glaubhaftigkeitsbeurteilung erfasst.

III. Baselining als Methode zur Verbesserung der Unterscheidung zwischen wahren und erfundenen Aussagen
Es soll geprüft werden, ob die in der Begutachtung etablierte Methodik der Verhaltensproben tatsächlich die Unterscheidung von wahren und erfundenen Aussagen begünstigt. Untersucht wird, ob Trefferquoten sich in Abhängigkeit davon unterscheiden, ob Beurteiler zuvor keine, eine wahre, eine erfundene oder sowohl eine wahre als auch eine erfundene Verhaltensprobe derselben Person gelesen haben.

 

Schlagwörter: Merkmalsorientierte Inhaltsanalyse, Aussagequalität, Glaubhaftigkeitsbegutachtung, CBCA, Individueller Darstellungsstil

 

Publikationen:

Volbert, R. & Heering, N. (im Druck). Beglaubigen: Lassen sich erfundene und erlebnisbasierte Darstellungen unterscheiden? In M. Martínez (Hrsg.), Handbuch Erzählen. Stuttgart/Weimar: Verlag J.B. Metzler.

Heering, N. & Volbert, R. (2017). The individual depictive style: Individual differences in narrating personal experiences. Applied Cognitive Psychology, 31, 216-224.

Schemmel, J. & Volbert, R. (2017). Gibt es eine personenspezifische Aussagequalität? Die Konsistenz der Qualität von wahren und erfundenen Aussagen einer Person zu verschiedenen Ereignissen. Praxis der Rechtspsychologie, 27, 79-104.

Volbert, R. & Steller, M. (2014). Is this testimony truthful, fabricated, or based on false memory? Credibility assessment 25 years after Steller and Köhnken (1989). European Psychologist, 19, 207-220.