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Dr. Jonas Schemmel: „Psychotherapie, Trauma und Glaubhaftigkeit: Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für die Praxis“ • Öffentlicher Vortrag

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Wie beeinflussen psychotherapeutische Prozesse Erinnerungen an traumatische Erlebnisse – und welche Bedeutung hat dies für die Glaubhaftigkeitsbeurteilung im Strafverfahren? Dr. Jonas Schemmel (FernUniversität Hagen) gibt in seinem Vortrag Einblick in aktuelle empirische Befunde zur Entstehung und Veränderung von Erinnerungen im therapeutischen Kontext. Er diskutiert, inwieweit leitliniengerechte Psychotherapie die Aussagezuverlässigkeit berührt und welche Konsequenzen sich daraus für Forschung, Praxis und Ausbildung ergeben. Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe „Vielfalt der Rechtspsychologie – Putting Science into Practice“ statt und wird webbasiert über Zoom angeboten. Die Zugangsdaten erhalten Sie nach der Anmeldung über das Formular am Ende dieser Seite. 

Psychotherapien befassen sich häufig mit potenziell traumatischen Erlebnissen von Patient:innen, die strafrechtlich relevant sind. Gleichzeitig gibt es Befürchtungen, Psychotherapien könnten die Erinnerungen von Patient:innen verändern, sodass ihre Aussagen strafrechtlich nicht mehr verwendbar sind.

In diesem Vortrag werden zunächst wissenschaftliche Erkenntnisse zur Entstehung falscher Erinnerungen im therapeutischen Kontext referiert und eingeordnet. Zudem werden aktuelle Befunde zu möglichen Veränderungen von kontinuierlichen Erinnerungen durch traumafokussierte Verfahren vorgestellt. Es zeigt sich, dass gravierende Erinnerungsveränderungen sowie falsche Erinnerungen vor allem in speziellen und nicht leitliniengerechten therapeutischen Settings auftreten dürften, bei denen suggestive Aufdeckungsversuche eine Rolle spielen. Im Anschluss werden aktuelle Befunde zum tatsächlichen Vorkommen problematischer therapeutischer Kontexte in Deutschland sowie zu beobachteten Veränderungen traumatischer Erinnerungen in Psychotherapien referiert. Es zeigt sich, dass leitliniengerechte Psychotherapie die Glaubhaftigkeit im Strafprozess nicht prinzipiell gefährdet, aber das Thema in der therapeutischen Aus- und Weiterbildung präsent sein sollte. Abschließend werden offene Forschungsfragen skizziert.

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Über Dr. Jonas Schemmel

Dr. Jonas Schemmel ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Post-Doc) an der FernUniversität Hagen im Bereich Persönlichkeits-, Rechtspsychologie und Diagnostik. Zuvor war er Vertretungsprofessor für Rechtspsychologie an der Universität Kassel und leitete die Forschungseinheit „Formen und Folgen abweichenden Verhaltens“ am Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen. Von 2017 bis 2022 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der PHB. Seit 2016 ist Dr. Schemmel als forensisch-psychologischer Sachverständiger tätig, insbesondere zur Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen. Er ist Fachpsychologe für Rechtspsychologie (BDP/DGPs) und hat 2021 an der HU Berlin promoviert. Zuvor hat er Rechtspsychologie an der PHB und Psychologie an der HU Berlin studiert.

Zur Anmeldung:

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Termin:
Uhr
Veranstaltungsformat:
Standort:
Psychologische Hochschule Berlin (PHB)
Am Köllnischen Park 2
10179 Berlin