Am 13. November fand an der PHB die diesjährige Herbst- und Examensfeier statt, auf der Absolventen und Absolventinnen der Bachelor- und Masterstudiengänge sowie der Approbationsausbildungen verabschiedet wurden. Im Rahmen der Feier zeichneten Rektor Prof. Siegfried Preiser und Pro-Rektor Prof. Frank Jacobi zudem herausragende Abschlussarbeiten dieses Jahrgangs aus. Preisträger*innen waren dieses Jahr Julia Bartels (B.Sc. Psychologie), Lea Schneider (B.Sc. Psychologie), Christoph Hahn (B.Sc. Psychologie), Maria Egert (B.Sc. Psychologie) und Marie Pütz (M.Sc. Psychologie: Klinische Psychologie und Psychotherapie). In ihren Arbeiten behandelten sie ein breites Spektrum psychologischer Themen, das von Gesundheit am Arbeitsplatz über Konfliktstile und politische Einstellungen bis hin zur Prävalenz sexueller Probleme in Psychotherapien reichten.
In ihrer Bachelorarbeit untersuchte Maria Egert den Zusammenhang zwischen Wahlverhalten, Mentalisierungsinteresse und antisemitischen Einstellungen. Auf Basis einer Studie mit über 200 Teilnehmenden zeigt die Arbeit, dass ein geringeres Mentalisierungsinteresse signifikant mit verschiedenen Formen von Antisemitismus zusammenhängt. Darüber hinaus werden Unterschiede zwischen den Wähler*innen politischer Parteien sichtbar. Die Arbeit leistet einen aktuellen Beitrag zur politischen Psychologie und wurde für ihre Eigenständigkeit und gesellschaftliche Relevanz besonders gewürdigt.
Ebenfalls in seiner Bachelorarbeit widmete sich Christoph Hahn der Frage, inwieweit private Konfliktstile mit Haltungen zu politischen Konfliktlösungen im Kontext des israelisch-palästinensischen Konflikts zusammenhängen. In einem aufwendigen internationalen Forschungsprojekt wurden eigens entwickelte und in mehrere Sprachen übersetzte Fragebögen eingesetzt. Die Ergebnisse zeigen, dass konstruktive Konfliktstile wie Kompromiss und Integration sowohl im privaten als auch im politischen Bereich miteinander in Beziehung stehen. Die Arbeit überzeugte durch ihre forschungspraktische und gesellschaftspolitische Relevanz unter besonders schwierigen Erhebungsbedingungen.
Marie Pütz analysierte im Rahmen ihrer klinischen Masterarbeit das Vorkommen sexueller Probleme in der ambulanten Psychotherapie und das Potenzial sogenannter Blended-Care-Angebote. Während sexuelle Probleme in der Allgemeinbevölkerung häufig vorkommen, werden sie in ambulanten Psychotherapien bislang selten offiziell diagnostiziert. In ihrer Arbeit analysierte Marie Pütz eine große randomisierte Studie zur Wirksamkeit von Blended Care – einer Kombination aus klassischer Psychotherapie und digitaler Unterstützung. Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Diskrepanz: Rund ein Viertel der Patient*innen berichtete über klinisch relevante sexuelle Probleme – gleichzeitig wurde nur in fünf Fällen (0,43 %) eine entsprechende Diagnose gestellt. Gleichzeitig wird deutlich, dass digitale Zusatzangebote von Patient*innen sehr gut angenommen werden. Die Arbeit macht auf eine bislang wenig beachtete Versorgungslücke aufmerksam und liefert konkrete Impulse für eine zeitgemäße psychotherapeutische Praxis.
Julia Bartels untersuchte mithilfe einer zehntägigen Tagebuchstudie den Zusammenhang zwischen erlebter Autonomie und Zeitdruck im Arbeitsalltag. Ihre Analysen zeigen, dass eine höhere tägliche Autonomie mit geringerem Zeitdruck einhergeht – unabhängig vom allgemeinen psychischen Gesundheitszustand. Die Arbeit schließt eine wichtige Forschungslücke in der Arbeits- und Organisationspsychologie und liefert wertvolle Impulse für die Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen
Die Bachelorarbeit von Lea Schneider befasste sich mit Veränderungen in den Spielnarrativen von Kindern, die Misshandlungen erlebt haben. Ihre Ergebnisse zeigen, dass Kinder in Anwesenheit einer misshandlungsassoziierten Bezugsperson deutlich positivere Beziehungserzählungen darstellen. Die Arbeit verbindet, so die Laudatio, quantitativ-empirische Forschung mit psychoanalytischen und sozialpsychologischen Theorien und eröffnet neue Perspektiven für Diagnostik, Prävention und Therapie.
Die ausgezeichneten Arbeiten stehen exemplarisch für das hohe Niveau der Leistungen und des Engagements der PHB-Studierenden und zeigen wie wissenschaftliche Exzellenz mit gesellschaftlicher Verantwortung verbunden werden kann. Wir gratulieren auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich allen Preisträger*innen und Absolvent*innen und wünscht ihnen alles Gute auf ihrem weiteren Weg!





