Erklärung der Psychologischen Hochschule Berlin zum Krieg gegen die Ukraine

Mit hilflosem Entsetzen haben Mitglieder und Studierende der Psychologischen Hochschule Berlin den Rückfall der Politik in das skrupellose Machtkalkül der vergangenen Jahrhunderte erlebt, der humanitäre, zivilisatorische und kulturelle Errungenschaften über Nacht in den Ab­grund geschleudert hat. Unser Mitgefühl und unsere Solidarität gelten den ukrainisch- und den russischsprachigen Opfern einer brutalen Kriegsführung, den getöteten, verwundeten und aus ihren Wohnungen vertriebenen Zivilisten und ihren Angehörigen. Unsere Verachtung richtet sich gegen das kriegsverbrecherische System um Wladimir Putin, gegen die vermeint­lichen Kriegsgewinnler in seinem Umfeld und gegen seine Verbündeten in Tschetschenien, Syrien – und auch im Donbass. Unsere Anerkennung gilt dem Mut derer, die Menschlichkeit, Wahrhaftigkeit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in Russland nicht aufgegeben haben und mit ihrem Einsatz ihren Arbeitsplatz, ihre Freiheit und ihre körperliche Unversehrtheit aufs Spiel setzen. Unser Mitgefühl gilt auch den ukrainischen Soldaten, die sich durch den russi­schen Angriff gezwungen sehen, ihre Heimat zu verteidigen, und den jungen russischen Sol­daten, die ohne ihren Willen und teilweise unter Täuschungen in den Krieg geschickt wurden.

 

Es gibt viele russische oder russischsprachige Mitbürgerinnen und Mitbürger in Berlin und auch an der PHB. Wir dürfen keinesfalls in die irrationale Falle tappen, sie alle unter den General­verdacht der Sympathie für einen völkerrechts- und menschenrechtswidrigen Angriffskrieg zu stellen. Wir haben kein Verständnis dafür, wenn Kompositionen von Strawinski, Tschaikowski oder Shostakovich aus den Konzertprogrammen gestrichen werden. Wir ver­weigern uns der Diskriminierung russischer und russischsprachiger Menschen, während wir das menschen- und wahrheitsverachtende Regime Wladimir Putins auf das Schärfste verurtei­len.

 

Aufgabe der Psychologie ist es, den verheerenden psychischen Folgen des Krieges etwas ent­gegenzusetzen, persönliche Ressourcen zu nutzen und wiederaufzubauen, Hilflosigkeit in Engagement zu transformieren und weitere menschengemachte Katastrophen zu verhindern.

 

Mit folgenden Projekten stellt sich die PHB ihrer Aufgabe in der und für die Gesellschaft – und für die Menschen, die unter den Verbrechen dieses Krieges zu leiden haben:

  • In Zusammenarbeit mit ukrainischen Psychologinnen und Psychologen in Berlin und in der Ukraine sowie mit der Fachgruppe Notfallpsychologie des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) erarbeiten wir online-basiertes Trainingsmaterial zur Beratung oder zur Kurzzeittherapie von traumatisierten Men­schen.
  • Wir arbeiten an Möglichkeiten, an die PHB-Flüchtlingsprojekte von 2015 anzuknüp­fen und uns hier in Berlin an der Beratung und Kurzzeittherapie von Geflüchteten mit Hilfe von Dolmetschern zu beteiligen.
  • Unter dem Leitthema „Aufgaben der Psychologie für die Gesellschaft“ startet die PHB im Mai in Zusammenarbeit mit der BDP-Sektion Politische Psychologie eine öffentliche Ver­anstaltungsreihe, die in diesem Jahr auf das Thema „Krieg und Flucht – Psychologi­sche Perspektiven und Hilfestellungen“ fokussiert ist. Die ersten Termine der Vortragsreihe werden in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.

 

Prof. Dr. Siegfried Preiser
Rektor der Psychologischen Hochschule Berlin

 

Dr. Günter Koch
Geschäftsführer der Psychologischen Hochschule Berlin