„Gesundheit in Gesellschaft“: Öffentliche Vorlesungsreihe im Wintersemester an der PHB

Vortragsreihe: Gesundheit in Gesellschaft Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Prozess beständigen Wandels, der auf verschiedenen Ebenen krisenhafte Ausformungen angenommen hat. Die Klimakrise, die Pandemie, der Ukrainekrieg und damit einhergehende existenzielle Bedrohungen haben viele Menschen in ihren bisherigen Lebensweisen und Gewissheiten erschüttert. Wie kann die Psychologie – in ihrer Doppelrolle als Wissenschaft und als Profession – an dieser Stelle unterstützen? Welche sozialen Aufgaben hat sie in Zeiten von Krisen, Konflikten und Unsicherheiten? Welche Beiträge kann sie bei der Weiterentwicklung einer lebenswerten Gesellschaft leisten und wie kann sie gesellschaftlichen Zusammenhalt und Resilienz fördern? Diesen Fragen widmet sich die Veranstaltungsreihe „Psychologie und Gesellschaft“, die die PHB  im Sommersemester 2022 in Kooperation mit der Sektion Politische Psychologie des Berufsverbands deutscher Psychologinnen und Psychologen initiiert hat. 

 

Im Wintersemester bietet der Fachbereich Organisations-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie unter Leitung von Prof. Tim Vahle-Hinz im Rahmen der Reihe Vorträge zum Themenbereich „Gesundheit in Gesellschaft“ an. Was hält Menschen gesund in Zeiten von Krisen und Unsicherheit? Und wie kann man psychischen Erkrankungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene vorbeugen? Fragen wie diesen widmet sich Expertinnen und Experten aus den Bereichen Arbeits- und Gesundheitspsychologie am Beispiel von Themen wie Resilienz, Selbstregulation sowie digitale Technologie in der Prävention.

 

Die Reihe ist auch Teil des M.Sc. Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft, der im Wintersemester neu an der PHB gestartet ist. Alle Vorträge finden via Zoom statt – alle Interessierten sind herzlich eingeladen! Mehr Informationen und Möglichkeiten zur Anmeldung finden sich unter den Links zu den einzelnen Veranstaltungen.

PHB heißt Dr. Georg Hosoya als Vertretungsprofessor für Methodenlehre willkommen

Die PHB heißt Dr. Georg Hosoya herzlich willkommen, der ab dem Wintersemester 2022/23 für zwei Semester eine Vertretungsprofessur für Methodenlehre übernommen hat.

 

Dr. Hosoya hat Psychologie an der Freien Universität Berlin studiert und zur wissenschaftlichen Erfassung intraindividueller Variabilität promoviert.  Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter war er an der Technischen Universität Berlin sowie an der Freien Universität Berlin tätig. In Folge seiner Arbeit am Exzellenzcluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin widmet er sich in seiner Forschungsarbeit unter anderem der Frage, wie emotionale Reaktionen auf Kunst wissenschaftlich erfasst und interpretiert werden können. Weitere Themen seiner wissenschaftlichen Arbeit sind die längsschnittliche Modellierung von psychologischen Zuständen sowie Bayesianische Methoden und Item-Response-Theorie (IRT).

 

An der PHB wird Dr. Hosoya in den kommenden zwei Semestern Lehre in der Methodenlehre im Bachelor- und Masterstudium übernehmen.

Preis für hervorragende Abschlussarbeit mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz an Morgane Kroeger

PHB-Rektor Prof. Preiser bei der Urkundenübergabe an Morgane Kroeger.
Prof. Preiser bei der Urkundenübergabe an Morgane Kroeger. Foto C. Weinberger

Den diesjährigen Preis für eine hervorragende Abschlussarbeit mit gesellschaftlicher Relevanz hat  Morgane Kroeger, Absolventin des Bachelorstudiengangs, mit ihrer Arbeit „Sensibilisierung für Warnsignale vor islamistischen Terroranschlägen zur Erhöhung der Meldebereitschaft bei Sicherheitsbehörden und Beratungsstellen“ erhalten. Der Preis wird vom Kuratorium der PHB vergeben und wurde am 12. Oktober von Prof. Dr. Siegfried Preiser, Rektor der PHB, überreicht.

 

In ihrer Bachelorarbeit widmete sich Morgane Kroeger der Frage, wie Menschen für Warnsignale vor islamistischen Terroranschlägen sensibilisiert werden können und ihre Bereitschaft erhöht werden kann, entsprechende Beobachtungen zu melden. Warnsignale und Ankündigungen wurden in fast allen Fällen von islamistischen Terroranschlägen in Deutschland und auch bei Amokläufen in Schulen beobachtet – sie werden unter dem Begriff Leaking zusammengefasst. Vor allem Angehörige des näheren sozialen Umfeld von TäterInnen werden häufig zu ZeugInnen von Leakingphänomenen – sie geben jedoch oft ihre Beobachtungen nicht an Behörden weiter, sodass diese nicht darauf reagieren können. Daher ist es von großer Bedeutung, Meldungen von Warnsignalen zu fördern.

 

Vor diesem Hintergrund untersuchte Morgane Kroeger in ihrer Arbeit, inwieweit Menschen, die für gewaltbereiten Salafismus sensibilisiert wurden, häufiger angeben, dass sie Warnsignale an Sicherheitsbehörden und Beratungsstellen melden würden, als Teilnehmende einer nicht sensibilisierten Kontrollgruppe. Entgegen ihrer Ausgangshypothese stellte sich heraus, dass Teilnehmende der sensibilisierten Experimentalgruppe Warnsignale nicht häufiger gemeldet hätten als Teilnehmende der Kontrollgruppe. Allerdings gaben Versuchspersonen beider Gruppen an, dass sie Warnsignale eher Beratungsstellen mitteilen würden als Sicherheitsbehörden.

 

Für Morgane Kroeger sind dies wichtige Ergebnisse: „Diese Befunde verdeutlichen, dass Beratungsstellen für Radikalisierung eine wichtige Schnittstelle zwischen der Bevölkerung und Sicherheitsbehörden sein und ein wichtiges Element in der Terrorismusbekämpfung darstellen können.“, so die Preisträgerin bei der Vorstellung ihrer Studie. „Außerdem lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass bestehende Instrumente der Sensibilisierung für Warnsignale eventuell nicht ausreichen, um die Meldebereitschaft zu erhöhen und dass eine Diskussion darüber sinnvoll sein könnte, ob andere Faktoren einen größeren Einfluss darauf haben könnten.“

 

Prof. Siegfried Preiser, Rektor der PHB, bezeichnete die Arbeit von Morgane Kroeger in seiner Würdigung als Beitrag zu einem gesamtgesellschaftlich hochrelevanten Thema – der Prävention von Gewalttaten: „Wir brauchen Studien, die dazu führen, dass Bedrohungen frühzeitig erkannt werden. Gleichzeitig müssen Sicherheitsbehörden in der Lage sein, gezielt präventiv tätig zu werden. Da gibt es viel zu tun.“

Der Preis für hervorragende Masterarbeiten mit gesellschaftlicher Relevanz wird seit 2020 vom Kuratorium der PHB verliehen. Er soll die Verantwortung der PHB und der Psychologie insgesamt für gesellschaftliche Problemfelder deutlich machen und auch darauf hinweisen, dass nahezu alle Teilgebiete der Psychologie für die Gestaltung der Gesellschaft in den Bereichen Bildung, Beruf, Familie, Alltag, Gesundheitsversorgung sowie öffentliche und private Sicherheit bedeutsam sind. Mit dem Preis werden jedes Jahr sehr gute wissenschaftliche Arbeiten von Studierenden der PHB ausgezeichnet, die sich mit der Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen befassen.

Mitten in Friedrichshain: Neue Außenstelle der PHB in Grünberger Straße eröffnet

In der Grünberger Straße 54 in Friedrichshain wurde im September eine gemeinsame neue Außenstelle der Psychologischen Hochschule Berlin (PHB), der Berliner Akademie für Psychotherapie (BAP) und der Deutschen Psychologen Akademie (DPA) eröffnet.

 

„Die PHB ist in den letzten Jahren sehr gewachsen – daher haben wir schon einige Zeit nach neuen Räumlichkeiten gesucht.“, so Dr. Günter Koch, Geschäftsführer der PHB, bei der Eröffnungsfeier. „Ich bin sehr froh, dass wir nun auch in einem so lebendigen Bezirk wie Friedrichshain ansässig sind, der kulturell so spannend und vielfältig ist – und gleichzeitig auch die Aufgaben der Psychologie in unserer Gesellschaft sichtbar werden lässt.“

 

In den knapp 20 neuen Räumen der neuen Außenstelle werden nun sowohl Seminare stattfinden als auch Psychotherapien der Ausbildungs- sowie der Hochschulambulanz der PHB durchgeführt werden. Zusätzlich sind Büroräume für die Hochschulambulanz der PHB sowie für die Deutsche Psychologen Akademie eingerichtet worden.

Fotos: Cornelia Weinberger

PHB begrüßt Dr. Caroline Wehner als Vertretungsprofessorin für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie

Dr. Caroline Wehner
Dr. Caroline Wehner

Die PHB heißt Dr. Caroline Wehner herzlich willkommen, die ab dem Wintersemester 2022/23 für zwei Semester die Vertretungsprofessur für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie von Prof. Katrin Rentzsch übernimmt.

 

Dr. Wehner hat Psychologie an der Humboldt-Universität Berlin studiert und dort zum Thema “Narcissism and Friendship Quality: An Investigation of Long-Term Friendship“ promoviert. Sie war von 2020 bis 2022 Gleichstellungsbeauftragte am Institut für Psychologie an der Humboldt-Universität und hat darüber hinaus 2021 eine Ausbildung zur systemischen Coach absolviert. Schwerpunkte ihrer Forschungsarbeit betreffen die Themen Dunkle Triade und Narzissmus, Lebensziele und Entwicklungsprozesse, soziale Beziehungen sowie Testkonstruktion und -validierung.

 

An der PHB wird Dr. Wehner in den kommenden zwei Semestern für Prof. Katrin Rentzsch die Lehre in den Bereichen Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie im Bachelor- und Masterstudium übernehmen.

„Psychologie ist ein Geschenk, das man sein Leben lang behält“: Examensfeier an der PHB

Dr. Günter Koch mit AbsolventInnen des Masterstudiums an der PHB. Foto: C. Weinberger
Dr. Günter Koch mit AbsolventInnen des Masterstudiums an der PHB. Foto: C. Weinberger

In einer gemeinsamen Feier hat die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) am 8. September ihre diesjährigen Bachelor- und MasterabsolventInnen verabschiedet.

 

Prof. Timo Storck, Leiter des Bachelorstudiengangs an der PHB, wies dabei in seiner Verabschiedung der BachelorabsolventInnen auf die Herausforderungen hin, die die letzten Jahre gerade für Studierende mit sich gebracht haben. „Sie gehören zu einer Studierendenkohorte, die sehr unter der Corona-Pandemie gelitten hat. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle meinen größten Respekt dafür aussprechen, dass Sie es trotz dieser schwierigen Zeit geschafft haben, ihr Studium erfolgreich zu beenden. Das ist etwas, worauf Sie besonders stolz sein können.“

 

Den Absolventinnen und Absolventen des Masterstudiums gab Studiengangsleiter Prof. Tim Vahle-Hinz mit auf den Weg: „Die Frage ‚Was will ich werden?‘ haben Sie nun schon vor einiger Zeit mit Ihrer Studienwahl beantwortet. Was nun nach Ihrem Abschluss folgen wird, ist die wichtige Frage ‚Was für ein Psychologe, was für eine Psychologin möchte ich werden?‘. Ich hoffe, dass die Antworten, die Sie finden werden, helfen die Psychologie ein kleines Stückchen besser zu machen.“

 

Und Dr. Günter Koch, Geschäftsführer der PHB, schloss mit den  Worten: „Ihr Studienabschluss ist mehr als nur ein Zertifikat. Ich kann Ihnen aus eigenen Erfahrungen sagen: die Psychologie ist ein Geschenk, das man ein Leben lang behält.“

 

Das gesamte PHB-Team gratuliert auch an dieser Stelle allen diesjährigen Absolventen und Absolventinnen und wünscht ihnen alles Gute auf ihrem weiteren Weg!

DGP richtet neue Arbeitsgruppe Psychopneumologie unter Leitung von Prof. Stenzel ein

Unter Leitung von Prof. Dr. Nikola Stenzel hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) eine neue Arbeitsgruppe für Psychopneumologie eingerichtet.

 

Ein wissenschaftlicher Schwerpunkt der Arbeitsgruppe liegt auf der Erfassung, Analyse und Verbesserung psychischer Symptome wie beispielsweise krankheitsspezifischer Ängste oder Depressivität bei psychopneumologischen Erkrankungen. Darüber hinaus beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit den Auswirkungen psychischer Prozesse auf die Symptomwahrnehmung, das Krankheitsverhalten und den Krankheitsverlauf bei chronischen Lungenerkrankungen. Ein weiteres Thema sind die Folgen psychischer Prozesse auf Behandlungs-Outcomes, insbesondere im Rahmen der pneumologischen Rehabilitation. Darüber hinaus ist die Arbeitsgruppe in der biopsychosozialen Grundlagenforschung pneumologischer Erkrankungen aktiv.

 

Für diese Themenbereiche, die medizinische und psychologische Aspekte verknüpfen, ist eine interdisziplinäre wissenschaftliche und praktische Zusammenarbeit mit weiteren Sektionen und Arbeitsgruppen der DGP wie mit psychologischen Fachgesellschaften geplant. Im Rahmen des DGP-Jahreskongresses trägt die Sektion mit dem Symposium „Lunge und Psyche“ darüber hinaus zur Kommunikation an die breite Fachgesellschaft bei. Langfristig ist zudem angedacht, Fort- und Weiterbildungsangebote in Form von Seminaren und Workshops für unterschiedliche Zielgruppen anzubieten.

 

Prof. Dr. Nikola Stenzel ist an der PHB Leiterin des Studiengangs M.Sc. Psychologie: Klinische Psychologie und Psychotherapie und des Fachbereichs Klinische Psychologie und Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie sowie der Hochschulambulanz. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört der Einfluss psychischer Faktoren auf die Symptomwahrnehmung und das Symptommanagement bei chronischen Lungenerkrankungen.

GaTe: Neues Kooperationsprojekt zur Prävention familiärer Tötungsdelikte gestartet

forschungsprojekt zur prävention von tötungsdelikten
Das Team der Projektleitung: Uwe Stürmer, Polizeipräsident in Ravensburg und Projektkoordinator, Prof. Rebecca Bondü (PHB), Prof. Thomas Görgen (DHPol) und Frank Sicking (VDI Technologiezentrum). Foto: A. Tutschner/Schwäbische

Tötungsdelikte in Partnerschaft und Familie im Blick: das Polizeipräsidium Ravensburg, die Deutsche Hochschule der Polizei und die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) haben vor kurzem das gemeinsame Forschungsprojekt GaTe („Polizeiliche Gefährdungsanalysen zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie“) gestartet. Ziel des Projektes ist es zu untersuchen, inwiefern Tatandrohungen und -signale im Vorfeld (Leaking) Ansatzpunkte für eine verbesserte Prävention von Intimiziden darstellen könnten. An der PHB wird das Projekt unter Leitung von Prof. Dr. Rebecca Bondü am Fachbereich Entwicklungs-, Pädagogische und Familienpsychologie durchgeführt, wo im Rahmen des Projekts Lateran bereits zu Leakingphänomenen im Vorfeld von Amoktaten geforscht wurde.

 

Den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge wurden allein im Jahr 2020 in Deutschland 139 Frauen und 30 Männer von ihren aktuellen oder früheren Partnern und Partnerinnen getötet; hinzu kommt ein Mehrfaches an Fällen, in denen die Betroffenen solche Tötungsversuche oftmals nur knapp überlebten. Immer wieder wird dann die Frage aufgeworfen, ob derartige Taten nicht hätten früher erkannt und durch rechtzeitiges Eingreifen – z.B. der Polizei – verhindert werden können.

 

Tötungsdelikte in intimen Beziehungen und ihre mögliche Früherkennung und Verhinderung stehen nun im Fokus des im Mai 2022 gestarteten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Polizeiliche Gefährdungsanalysen zu Tötungsdelikten in Partnerschaft und Familie“ (GaTe). Tötungen der Partnerin oder des Partners, sogenannte Intimizide, sind zumeist nicht spontane „Kurzschlusshandlungen“ oder plötzliche „Eifersuchtsdramen“. Vielmehr stellen sie in der Regel tragische Schlusspunkte längerer Konflikte dar, die auch im Verhalten und in Äußerungen von Tätern bzw. Täterinnen zum Ausdruck kommen können. Das Forschungsprojekt GaTe untersucht solche Hinweise auf eine möglicherweise bevorstehende Tat und greift dabei auf Erkenntnisse aus der Forschung zu anderen schweren Gewaltformen (Amoktaten, terroristische Anschläge) zurück, die gezeigt hat, dass die späteren Täter und Täterinnen im Vorfeld fast immer sogenanntes Leaking zeigen. Dazu gehören z.B. Androhungen einer Tat ebenso wie tatbezogene Äußerungen oder auffällige Änderungen im Verhalten. Leaking kann ein zentraler Ansatzpunkt für die Prävention von Intimiziden sein.

 

Ziel des vom Ravensburger Polizeipräsidenten Uwe Stürmer koordinierten Forschungsprojekts ist es, durch eine Verbesserung des Erkennens und der Bewertung von Leaking und anderen Warnsignalen die Gefährdungsanalyse und das Gefahrenmanagement in Bezug auf solche folgenschweren Taten erfolgreicher zu machen und letztlich Intimizide zu verhindern. Im Rahmen des Projekts wird zum einen untersucht, auf welche Weise, mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolg Polizeibehörden in Deutschland bislang versuchen, hochriskante Beziehungskonstellationen zu erkennen und wie sie mit den erkannten Gefährdungen umgehen. Zum anderen werden auf der Basis von Justizakten aus einschlägigen Strafverfahren versuchte und vollendete Tötungsdelikte sowohl in bestehenden Partnerschaften als auch in Ex-Partnerschaften detailliert mit Blick auf ihre Vorgeschichte und mögliches Leakingverhalten analysiert. Auch durch Vergleiche mit weiteren Fällen aus dem Bereich von Beziehungskonflikten und ‑gewalt werden Kriterien herausgearbeitet, anhand derer die Bewertung der Ernsthaftigkeit von Tatankündigungen möglich ist. Die Erkenntnisse aus der Studie werden in ein praxisgerechtes Schulungskonzept umgesetzt, das im Rahmen des Projekts erprobt und im weiteren Verlauf auch allen Länderpolizeien für ihre Gefährdungsanalysen zur Verfügung gestellt wird.

 

Das Projekt wird im Rahmen des Forschungsprogramms „Anwender-Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert (www.sifo.de).

 

 

Psychologie erleben und verstehen: Die Lange Nacht der Wissenschaften 2022 an der PHB

Psychologie erleben und verstehen: An der PHB wurde die Lange Nacht der Wissenschaften 2022 zu einer Langen Nacht der Psychologie. Welche psychotherapeutischen Verfahren gibt es und wie findet man einen Therapieplatz? Wie kann man mit beruflichem Stress umgehen? Wie kann die Psychologie helfen, Phänomene wie Verschwörungstheorien zu verstehen und wie nutzt sie technologische Neuerungen wie die Virtual-Reality-Technologie? Fragen wie diese wurden in Vorträgen, Talks und Workshops aufgenommen und diskutiert. Ein Highlight des Abends war die Live-Therapie-Show „Sofa oder Sessel?“, in der Professor*innen und Psychotherapeut*innen der PHB zusammen mit einer Schauspielpatientin Therapiesequenzen improvisierten, die die Unterschiede aber auch die Gemeinsamkeiten der vier kassenrechtlich zugelassenen Therapieverfahren zum Ausdruck brachten.

Nach zweijähriger pandemiebedingter Pause hat sich die PHB dieses Jahr wieder an der Langen Nacht der Wissenschaften beteiligt. In Vorträgen, Diskussionsrunden, Workshops und einer LIve-Show präsentierten und diskutierten Wissenschaftler*innen aktuelle Forschungsfelder und -fragen der Psychologie. Dabei stellte 2022 das Thema psychische Gesundheit und Psychotherapie einen wichtigen Schwerpunkt dar.

 

Welche psychotherapeutischen Verfahren gibt es – und wie unterscheiden sie sich? In der Live-Show „Sofa oder Sessel?“ zeigten Psychotherapeut*innen der PHB in Schauspielsessions, was Therapieverfahren wie die Psychoanalyse, die Verhaltenstherapie, die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder die kürzlich neu zugelassene Systemische Therapie in der Praxis ausmacht. Wie hilfebedürftige Menschen eine Psychotherapie finden können – dieser Frage Prof. Frank Jacobi in seinem anschließenden Vortrag nach und gab dabei auch Informationen und Tipps, wie die Suche nach einem Therapieplatz effektiv gestaltet werden kann.

 

Was aber können Menschen tun, um psychische Erkrankungen zu vermeiden? Wie kann beispielsweise für Erholung im Arbeitsalltag gesorgt werden? Dieses Thema nahm Prof. Tim Vahle-Hinz in seinem Vortrag „Out of office: Arbeit und Erholung“ in den Fokus. Über den Vortrag hinaus hatten Teilnehmende der Langen Nacht die Möglichkeit, direkt vor Ort ein Entspannungsverfahren auszuprobieren, das an der PHB erforscht und entwickelt wird.

 

Mit Verschwörungstheorien beschäftigte sich der Talk von Prof. Dr. Siegrief Preiser und ZEIT-Redakteur Alexander Eydlin – und zum Abschluss der Langen Nacht warf Fabian Kiepe schließlich einen Blick in die digitale Zukunft der Psychologie und berichtete über die aktuelle und zukünftige Nutzung von VR-Technologie in der psychologischen Forschung und Praxis.

 

Ein herzliches Dankeschön allen Beteiligten für diese schöne, interessante und lebendige Veranstaltung!

 

Fotos: Cornelia Weinberger

„Only time will tell“: Öffentliche Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz an der PHB

Unter dem Titel „Only time will tell – Die Bedeutsamkeit von Zeit für die arbeitspsychologische Stressforschung“ hat Prof. Dr. Tim Vahle Hinz am 28. Juni seine öffentliche Antrittsvorlesung an der PHB gehalten. Prof. Vahle-Hinz leitet an der PHB den Fachbereich Organistions-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie den M.Sc. Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft, der im Wintersemester 2022/23 neu an der PHB starten wird.

 

„Die Zeit heilt alle Wunden“. „Kommt Zeit, kommt Rat“. „Was lange währt, wird endlich gut“. Diese Sprichworte verdeutlichen, dass Menschen Zeit eine gewisse Bedeutsamkeit beimessen und glauben, dass sich über die Zeit Veränderungen im Erleben und Verhalten einstellen. Und tatsächlich verändert sich menschliches Empfinden über einen Arbeitstag hinweg – und auch die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, sind nicht über die Zeit stabil. In einer Woche empfinden wir unsere Kollegen und Kolleginnen als große Unterstützung – in der nächsten wiederum als Belastung. Obwohl Zeit für die Wechselwirkungen zwischen Arbeit und Gesundheit also wichtig ist, ist die Rolle, die Zeit in diesen Zusammenhängen spielt, bislang wenig diskutiert worden. Gibt es beispielsweise einen Unterschied zwischen stabilen oder fluktuierenden Einflüssen von Arbeitsbedingungen auf Gesundheit und Wohlbefinden? Und lassen sich systematische Verläufe von Befinden oder Arbeitsbedingungen über die Zeit beobachten, die relevant sind für gesundheitliche Auswirkungen? In seiner Antrittsvorlesung diskutierte Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz Fragen wie diese am Beispiel eigener Forschungen und präsentierte Überlegungen zu bislang wenig beachteten Aspekten von zeitlichen Dynamiken.

Foto Vahle-Hinz
Prof. Tim Vahle-Hinz

Zur Person:

Prof. Dr. Tim Vahle-Hinz leitet an der PHB den Fachbereich Organisations-, Wirtschafts- und Sozialpsychologie sowie den Masterstudiengang Psychologie: Gesundheit in Arbeit und Gesellschaft. In seiner Forschungsarbeit widmet er sich schwerpunktmäßig der Prävention von berufsbedingten Erkrankungen sowie der Gesundheitsförderung im betrieblichen Kontext und untersucht organisationale Faktoren und Verhaltensweisen, die Beschäftigte darin unterstützen sich in ihrer Arbeit zu entwickeln (positiver Ansatz), sowie Faktoren und Verhaltensweisen, die helfen, negative gesundheitliche Folgen von Erwerbsarbeit zu verhindern (negativer Ansatz). Thematische Schwerpunkte liegen dabei auf der Untersuchung von Mechanismen, die die positive oder negative Wirkung von organisationalen Faktoren und Verhaltensweisen erklären können, sowie auf gesundheitsrelevanten Veränderungen in der Art und Weise, wie wir arbeiten (Stichwort: Zukunft der Arbeit).